Saturn in der Bleigußgruppe
„Apollo und Saturn". Für
diese Stellungsmotive fin-
den wir in Passau nun das
erste Vorbild. Aber auch an
der in einem rechten Win-
kel sich vollziehenden Auf-
wärtswendung des Kopfes
(Abb. 5 und 6), an dem
Profil mit dem aufgeknebel-
ten Bart, an der leicht ge-
bogenen Hakennase, an
dem wie aus einer Masse
herausmodellierten Haar
erkennen wir in dem Evan-
gelisten Matthäus deutlich
den engen Verwandten der
Preßburger , Bettlerfigur.
Auch die Nacktheit der
Evangelistenfiguren weist
uns auf Donner, denn bei
keinem zweiten Wiener
Künstler um 1721122 finden
wir die gleiche Vorliebe für
die Bildung nackter Figuren
bei jeder sich nur entfernt
bietenden Gelegenheit wie Abb. a. Passau, Domkanzel, Evangelist Matthäus
gerade bei Donner.
Die Behandlung des Nackten, die Herausarbeitung des Muskelspiels
ist an beiden Figuren meisterhaft und damals wohl bei keinem Wiener
Meister außer Donner in dieser Vollendung denkbar. Gerade an diesen
Figuren treten einige bei allen Werken Donners wiederkehrende Eigenarten
besonders deutlich zutage; so finden wir an ihnen und an allen Passauer
Kanzelliguren die für Donner so bezeichnenden naturalistisch gebildeten
mageren Hände mit hervortretenden Adern, wir finden die ihm eigentüm-
liche Behandlung der Zehen, indem er die zweite Zehe etwas über die große
hinaus verlängert, während er die letzte verschwindend klein und an die
übrigen angepreßt bildet, wir finden, wie bei allen Donnerschen Figuren,
das Gewand in großen Flächen gearbeitet, die das volle Licht haben und
meist nur zwischen den Beinen oder über einem mit Vorliebe bloßgelassenen
Bein durch Falten unterbrochen werden (Abb. 5 und 7). Noch auf zahllose
Donnersche Eigenarten, die wir fast an jedem Detailchen der Kanzel finden,
könnten wir hinweisen, so etwa auf die bei den Donnerschen Engelsfiguren
immer wiederkehrende Eigenart, wonach das Gewand regelmäßig die Brust