Abb. z. Kruzifix in der Michaelskirche zu München
des gewiß kompetenten Bildhauers
Hubert Gerhard, der die übrigen
Bronzen für das Wilhelms-Grab
entworfen hatte. Gerhard führte
am 25. April I 597 den Augsburger
Advokaten Dr. Fröschel in der
noch unfertigen Michaelskirche
herum und zeigte ihm außer seinen.
eigenen noch heute vorhandenen
Werken auch „ein großes crucifix,
mannsgröß, von metall gossen,
so der treflich künstler Joann de
Bologna, jetziger zeit zu Florentz,
soll gemacht haben", und das für
das Wilhelms-Grab bestimmt war. "
Die Vermutung drängt sich bei
diesem Zusammenhang auf, daß
Reichel bei der Herstellung des
Kruzifixes in Bolognas Werkstatt
beteiligt war und vielleicht auch
das wertvolle Geschenk von Florenz
überbracht hat. Es muß ja auch
auffallen, daß Reichel und nicht
Hubert Gerhard ausersehen wurde,
zu dem Bologna-Kruzifix die Mag-
dalena zu modellieren, doch wohl
aus dem Grunde, weil er in beson-
derer Weise dazu berufen erschien.
poi quell' Altezza dono ul Duca di Baviera, risolve,
che si facesse un Ercole in atto di ammazare il
Centauro." - Die Merkurstatue, für deren Über-
sendung Herzog Wilhelm am zo. Mai 1596 dem
Großherzog dankt (Gualsndi, „Nuova raccolta di
lettere", I, 1844, Seite 255), ist schwerlich von
Bologna gewesen, wie von Schlosser („Werke der
Kleinplastik", I, Seite xo) anzunehmen scheint,da sie
Wilhelm als „Opera anticha" bezeichnet. Dagegen
war schon vorher die Marrnorfigur eines jungen
sitzenden Mädchens von Bologna nach München
gewandert: BaldinuccLVlll, Seite x 16. Vgl. auch Ilg
im „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen
des Aller-höchsten Kaiserhauses", IV, Seite 4,3.
1' RoLh, „Der Augshurgerjurist Dr. Hierony-
mus Fröschel und seine Hauschronik": „Zeitschrift
des historischen Vereines für Schwaben und Neu-
burg". 191a, Seite 57, Anmerkung 3. Den Hinweis
auf diese Chronik sowie sonstige Anregungen
verdanke ich dem Direktor des Münzkahinetts in
München. Professor G. Habich, der bereits 1907 in einem vor der Münchner kunstwissenschaftlichen Gesellschaft
gehaltenen Vortrag auf diese wichtige Stelle aufmerksam gemacht hat. - Schon dem alten Nagler war es auf-
gefallen, daß sich über die Herkunft des Kruziüxes nirgends Angaben finden: „KünstIei-Iexikon", XI, Seite 452.