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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 11 und 12)

denen er in eigener Sprache verkehren konnte, bald als beglaubigt, und seine nordische 
lichte Lockenfille war kein Hindernis mehr für die Öffnung von Türen, die dem Europäer 
sonst streng verschlossen sind. 
Was With von der einjährigen Reise heimbrachte, ist nicht weniger als die lücken- 
lose, in der Problemstellung reiflich durchdachte und sprachlich glänzend dargestellte 
Entwicklungsgeschichte der frühen buddhistischen Plastik. Mit diesem Werke haben wir 
endlich festen Boden unter den Füßen; wir erkennen Japans Stellung im asiatischen 
' - Kulturgeschiebe des VI. Jahrhunderts, das zugleich 
das Jahrhundert der Einführung des Buddhismus dort 
war; wir sehen die Kunst mit den buddhistischen 
Sendlingen landen, anwurzeln und sich selbständig 
entfalten, fühlen die große Welle, die aufs neue vom 
chinesischen Festland heranrollte, um nach anfäng- 
licher Überilutung die nationalen Triebe umso gekräf- 
tigter erstehen zu lassen. Ein klarer stilistischer 
Zusammenhang unter den vorhandenen Werken ergibt 
sich daraus; wir vermögen ein jedes in das Jahrzehnt 
zu rücken, das es gebar, und es baut sich eine Ent- 
wicklung auf, die mit der des IV. und V. Jahrhunderts 
in Griechenland, mit der Lösung der Renaissance aus 
dem Mittelalter so genaue Ähnlichkeiten zeigt, daß ein 
großes allgemeines Gesetz der Entwicklung aufs neue 
bekräftigt scheint. 
Was aber dem Werke sein größtes Interesse 
verleiht, ist die alle Erwartung übersteigende Qualität 
der gebotenen Werke. Eine frühe, ganz gläubige 
Hingabe an den großen Erlösungsgedanken des 
Buddhismus redet aus ihnen eine erschütternde 
Sprache. Der Weltbesitz an Meisterwerken der pla- 
stischen Kunst hat durch sie einen unvergleichlichen 
Zuwachs erfahren. Zugleich eröffnen sie die Aussicht 
auf einen noch reicheren, der europäischen Kenntnis 
bisher entzogenen Schatz. Denn alle Beziehungen, die 
wir wahrnehmen, deuten auf das erstaunlichste Kunst- 
leben in Korea, in China, in den indischen Reichen. 
Und sollten diese weiten, noch ganz ungenügend er- 
forschten Gebiete wirklich so arm an Resten ihrer 
 
"Ausmuung ömmichische, Kunsb großen Vergangenheit sein, wie wir vielfach an- 
gewerbe. „Das Feuer", Originalkeramik genommen haben? 
von R- SChISChI (Wiener Werkstätte) Für Japan steht es fest, daß die ersten großen 
Werke oder ihre Künstler Import aus China waren. 
An den Anfang setzt With die gewaltige Bronzegruppe des Toribuschi im Horiuji. Dieses 
Werk, die Schaka-Trinität darstellend, verkörpert noch ganz den Stil, den wir als den der 
Wey-Dynastie zu betrachten uns gewöhnt haben (Abb. x). Seine Eigenart liegt in der 
schichtenmälligen Abstaffelung des Blocks gegen die Tiefe. Der plastische Gehalt ist auf 
die Fläche, auf die einseitige Anschauung bezogen. In dieser Ansicht breitet sich die 
gesamte Fülle rhythmischer Beziehungen aus, die diese Gruppe zu dem unerreichten 
Meisterwerke ihrer Epoche macht. Die Blockform, ursprünglich aus der Steinmasse 
abgeleitet, ist das entscheidende Merkmal ihrer Gattung. 
Ein zweites Werk, bei dem die Stilanalyse einsetzt, ist die seltsam gestreckte Kokuzo 
aus dem Horiuji, jetzt im Museum zu Nara (Abb. 38). Sie besteht nicht nur aus Holz, 
sondern trägt auch alle stilistischen Merkmale dieses Materials. Doch sind auch hier der
	        
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