noch abhängiger gegenüberstand. Aber das Schwergewicht der stilistischen
Besonderheit lag nunmehr in dem Beiwerk an geschnitzten und vergoldeten
Schmuckteilen sowie am metallischen Schmuck der Auflagen, Zierglieder,
Kapitäle, Füße, Karyatiden, Sphynxe etc., welche römisches und ägyptisches
Ornament vorstellten.
Der Kern der Möbelstücke mit ihrem einfachen strengen Umriß und
Aufbau bot neue Möglichkeiten. Solange noch das griechisch-römische
Vorbild unbedingt herrschte,
war wohl auch viel Gezwun-
genes und Gewaltsarnes in
diesen Nachbildungen und
Übersetzungen gegeben. Dies
wurde immer geringer, je
mehr der metallische und
geschnitzte Aufputz ver-
schwand.
Hier wurde die Not
der Zeit zur Lehrmei-
sterin. Die Verarmung
der deutschen Länder nach
den Napoleonischen Kriegen
wurde zum Ansporn einer
neuen Formgebung, in deren
Gefolge die eigentliche Bie-
dermeierentwicklung auftrat.
Enthaltsamkeit vom orna-
mentalen Schmuck wurde
zum Quell neuer Ideen.
]ene sklavische Abhängig-
keit von einem Forrnen-
apparat, der nur ein
Himmelbett aus dem „Magazin für Freunde des guten Geschmacks", Leipzig
Scheinleben weiterführte, der fremden, abgeschlossenen Kulturperioden
entlehnt war und nur mehr als Symbol dienen konnte, fiel weg.
Das, was dann zur eigenen selbständigen Entwicklung drängte, war das
Eigenleben der Zeit, das Bedürfnis nach Wohnlichkeit, Bequemlichkeit und
Behagen, das ohne die Fessel der antikisierenden Details, ohne gelehrten
oder schöngeistigen Aufputz zum Durchbruch kam.
In dieser Entwicklungsreihe vom nüchtern-strengen griechisch-philo-
sophischen Geist der joseiinischen Periode über den römisch-dekorativen
Architekturstil des Empire bis zur intimen, bürgerlich einfachen, aber
stark persönlichen der Biedermeierzeit, die in eine Anlehnung an die