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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

noch abhängiger gegenüberstand. Aber das Schwergewicht der stilistischen 
Besonderheit lag nunmehr in dem Beiwerk an geschnitzten und vergoldeten 
Schmuckteilen sowie am metallischen Schmuck der Auflagen, Zierglieder, 
Kapitäle, Füße, Karyatiden, Sphynxe etc., welche römisches und ägyptisches 
Ornament vorstellten. 
Der Kern der Möbelstücke mit ihrem einfachen strengen Umriß und 
Aufbau bot neue Möglichkeiten. Solange noch das griechisch-römische 
Vorbild unbedingt herrschte, 
war wohl auch viel Gezwun- 
genes und Gewaltsarnes in 
diesen Nachbildungen und 
Übersetzungen gegeben. Dies 
wurde immer geringer, je 
mehr der metallische und 
geschnitzte Aufputz ver- 
schwand. 
Hier wurde die Not 
der Zeit zur Lehrmei- 
sterin. Die Verarmung 
 
 
 
 
 
 
  
der deutschen Länder nach 
den Napoleonischen Kriegen 
wurde zum Ansporn einer 
neuen Formgebung, in deren 
Gefolge die eigentliche Bie- 
dermeierentwicklung auftrat. 
Enthaltsamkeit vom orna- 
mentalen Schmuck wurde 
zum Quell neuer Ideen. 
]ene sklavische Abhängig- 
keit von einem Forrnen- 
apparat, der nur ein 
Himmelbett aus dem „Magazin für Freunde des guten Geschmacks", Leipzig 
Scheinleben weiterführte, der fremden, abgeschlossenen Kulturperioden 
entlehnt war und nur mehr als Symbol dienen konnte, fiel weg. 
Das, was dann zur eigenen selbständigen Entwicklung drängte, war das 
Eigenleben der Zeit, das Bedürfnis nach Wohnlichkeit, Bequemlichkeit und 
Behagen, das ohne die Fessel der antikisierenden Details, ohne gelehrten 
oder schöngeistigen Aufputz zum Durchbruch kam. 
In dieser Entwicklungsreihe vom nüchtern-strengen griechisch-philo- 
sophischen Geist der joseiinischen Periode über den römisch-dekorativen 
Architekturstil des Empire bis zur intimen, bürgerlich einfachen, aber 
stark persönlichen der Biedermeierzeit, die in eine Anlehnung an die
	        
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