MAK

Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

 
Bild, den streng säulenfönnig gebildeten 
Ofen, der sogar der Symmetrie zuliebe 
nicht selten durch ein blindes Möbelstück 
gleicher Größe wiederholt wird. Strenge 
architektonische Symmetrie beherrscht 
die Wand, regelmäßige Achsenbildung i" K 
beeintlußt den Möbeltypus, der schon 
durch scharfe Ecken, ausladende Ge- 
simse, Pilaster, Säulen und Karyatiden 
den architektonischen Ursprung betont. 
Mit dieser „Ordnung", mit dieser Ge- 
bundenheit und Gesetzmäßigkeit räumt 
die Biedermeierzeit gründlich auf; sie 
will nicht mehr die „schöne Farbe", den 
Goldglanz und die schwere Grundlage 
des Ebenholzes oder Palisanderholzes. 
Das Mobilar wird nach dem Bedürfnis 
frei in den Raum gestellt, die Wand 
wird wieder zum Hintergrund, der sich 
nach der Ho1z- und Stoffarbe richtet. Da 
heimisches Holz, die Kirsche, der Nuß- 
baum, die Pappel, die Esche, maßgebend 
werden, also frische, helle, freudige 
Farbentöne oder matte, zart abgetönte 
Furniere, muß die Wand ohne Präten- 
sionen, aber mit gegensätzlichen hellen 
 
Pultschreibtjsch, 
Schule Karl Schmidt, zugeklappt, Seitenansicht 
und Schnitt (Österreichisches Museum) 
oder stumpfen Nuancen in den Zusammenklang einfallen. Starke Farbe und 
reiche Gliederung waren erst dann wieder angebracht, wie sich das Möbel 
durch prunkvolle Seidenbezüge und geschwungene Umrisse dem alten 
barocken Luxus näherte. Für die eigentliche Blütezeit des Biedermeiers sind 
ein warmes Goldbraun, ein feines Blaugrau, ein Graugrün charakteristisch, 
also gebrochene Farben, kleine Musterungen, sanfte Akkorde. Decken, 
Salongnrnilur von A. Popp 
Türen, Vorhänge bleiben ganz weiß. 
Für die Herrschaft der weißen Spitze 
ist wieder Raum geschaffen. 
Ein weiblicher Zug be- 
herrscht das Milieu, der sich 
auch in der Ausbildung der 
Möbeltypen selbst betätigt. 
Die Frau beansprucht den 
Wohnraum, verlangt ihren 
Arbeitsplatz mit dem Näh- 
tischchen, ihrBlumenfenster 
und ihren Vogelbauer; sie
	        
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