beliebten kleinen Kunstbrunnenwerke,
wie sie in Sälen, Grotten und Gartenan-
lagen vorkommen, ist die kleine Bronze-
Figur bei Herrn Bondy in ihrer ur-
sprünglichen Konzeption sicher anzu-
sehen. So wird uns berichtet, daß in
einer zum Lust- und Badehaus in der
Aue bei Cassel gehörigen Anlage
außer einem Bronzegußwerk mit
der Darstellung des Paris-Urteils,
das Markus Labenwolff aus
Augsburg gegossen, auch
ein solches von Georg
Labenwolff aufgestellt
wurde, dessen Holzmo-
delle (es waren I0 Bilder)
der Nürnberger Bildhauer
Paul Kremer offenbar nach einer
Visierung des Malers Hans Schrore
hergestellt hatte."'
Die urkundlichen Nachrichten
hierzu stammen aus dem Jahre 1 57 1
bis 1575. Wir haben hier wieder
einmal ein klares und deutliches
Beispiel für die komplizierte Ar-
beitsteilung 1m deutschen Kunst- Abb. z. Nürnberger Bronzestatuette, um 1575 (Herr Oskar
gewerbe der Renaissance, auf die Bondy, Wien)
ich schon einige Male hingewiesen
habe." Hans Schrore, der Maler, zeichnete die Visierung, Paul Kremer,
der Bildhauer, schnitt die Holzgußforrnen und Georg Labenwolff führte den
Erzguß danach aus. Bei der durchaus einseitig orientierten älteren kunst-
geschichtlichen Berichterstattung der Neudörffer, Gulden und Doppelmayr,
die alle Ehren auf den Techniker, den ausführenden Meister des Gusses
häuften, ist es nicht verwunderlich, daß diese Quellen fast durchgehends
die anderen beteiligten Künstler, den Entwerfer der Visierung und den Bild-
hauer, der die Formen geschnitten, nicht nennen. Eine seltene Ausnahme
ist die Stelle bei Neudör-Her, in der er den Silberaltar der Jagellonenkapelle
zu Krakau anführt. Und gerade der Bildhauer ist nach unserer Anschauung
derjenige, der den meisten Anteil an der künstlerischen Gestaltung des Bild-
werkes hatte; ihm lag es ob, die mehr oder minder summarische Situations-
"' C. A. von Drach, „LabenwolHscl-le Brunnen für den Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Cassel",
„Bayrische Gewerbezeitung" 1888, Seite 292 ff. _
'"' „Eine Folge von Nümherger Plaketten mit Passionsdarstellungen aus dem Dürer-Kreise". "Kunst und
Kunsthandwerk", XVIII, 1915, Seite 503 H. - „Zwei Bronzeepitaphien der deutschen Fruhrenaussance und ihre
Meister", ebenda, XXII, 191g, Seite 28 ff.
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