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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

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auch. Wir können als festen Werkstattbrauch für die Rotschmiede, Glocken- 
und Gelbgießer annehmen, daß ihre Gußmodelle zumeist aus Holz angefertigt 
wurden, während die Plakettenmeister wie die Medailleure den harten Stech- 
Stein und später das Wachs bevorzugten." 
Das Werkzeug, mit dem die Bildschnitzer hauptsächlich arbeiteten und 
mit dem sie die Falten der Gewänder, die Durchbildung der Formen heraus- 
arbeiteten, war das sogenannte Balleisen, das im 
Monogramm und auf der Grabplatte Peter Flöt- 
ners" erscheint und auch auf der in der Albertina 
erhaltenen Handzeichnung des Joachimsthaler Gold- 
schmiedes, Medailleurs und Bildschnitzers Concz 
Welcz vorkommt. "m" 
Auch die Terminologie des XVIII. Jahrhunderts 
kennt das Balleisen noch. j. S. Halle bildet in seiner 
„Werkstätte der heutigen Künste oder die neue 
Kunsthistorie" (Band III, 1764, Seite I 12 und Tafel III, 
II) das Instrument genau in derselben Form ab, 
wie es bei Flötner und Concz Welcz erscheint, und 
beschreibt es folgendermaßen: „Das Balleisen, von 
Figur ein Meißel, mit schiefer Schneide, hauet den 
geraden Schritten und Architekturlinien der Figur 
nach." 
Diese kleine, hier kurz skizzierte Gruppe von 
Nürnberger Bildwerken der Spätrenaissance, die 
durch ihr frisches lebendiges Wesen anziehen, wird 
sich sicherlich leicht erweitern lassen. So steht ihnen 
ein kleiner bogenschießender Putto aus Bronze 
nahe, den das Braunschweiger Museum besitztrl- 
Auch vier Holzstatuetten, offenbar auch Gußmodelle, 
des bayrischen Gewerbemuseums Nürnberg, die 
zusammen ein Urteil des Paris bilden, hängen stili- 
Abb- 7- "ümb"ge'_ . stisch mit ihnen zusammen. Jedenfalls können wir 
Bronzestatuette (Germamsches _ _ , _ 
Naüonalmuseumylqumberg) heute schon mit Gewißheit sagen, daß zumindest 
der Bondysche Schütze und der daseinsfröhliche 
Bauer des Germanischen Museums aus der Gußwerkstätte des Georg 
Labenwolff hervorgegangen sind. Und die Wahrscheinlichkeit ist nicht 
von der Hand zu weisen, daß Paul Kremer, der Bildschnitzer, vielleicht die 
Holzmodelle zu diesen Bronzestatuetten geschnitten hat. 
1' E. W. Braun, „Die deutschen Renaissanceplaketten der Safnnlung Alfred von Wnlcher-Molthein in 
Wien", 1918, Seite n ff. 
""' Konrad von Lauge, „Peter Flömer", Seite 5 f. 
n" E. W. Braun, „Concz Welcz, der Goldschmied zu St. Joachimsthal", „Kunst und Kunsthandwerk", 
XX, 19:7, Seite 423, Abb. x. 
1' Chr. Scherer, „Niederländische und deutsche ldeinbronzen im Herzoglichen Museum zu Braun- 
schweig", „Ciceroneä XI, Seite ng mit Abbildung.
	        
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