sorgfältige Vorarbeit eines Fachmannes, der sich durch lange Zeit mit dem Gegenstande
befaßt hat. Er betont selbst, daß die Altertumsforschung ihm fernerlag und berechtigter-
weise auch knapper behandelt ist, während gewisse andere Gebiete, wie das rheinische
Steinzeug, die deutschen Fayencen kleinerer Fabriken sowie das englische Steingut zu
seinen Spezialgebieten gehören und breiter behandelt sind, was immerhin auch mit dem
allgemeinen Sammlerinteresse der letzten Zeit zusammenfallen dürfte.
Leider betont der Verfasser ausdrücklich den Standpunkt, der von vielen Leitern
von Kunstindustriemuseen geteilt wird, daß die prähistorische und primitive Keramik,
diejenige der Naturvölker und die volkstümliche Keramik unserer Bauembevölkerung
nicht in das Sammelgebiet einzubeziehen wären, welches er behandeln will. Er verweist
diese vom künstlerischen Standpunkt so ungemein wertvollen und anregenden Arbeiten
einerseits in die ethnographischen Sammlungen, wo sie sich ja leider auch heute noch oft
befinden und eine abgesonderte, für die inneren Zusammenhänge der Kunstentwicklung
unfruchtbare Stelle einnehmen; anderseits verweist er sie in die Sammlungen für Volks-
kunde, die erst im Entstehen begriffen sind. Aber gerade hier zeigt sich ja bei jeder
Neuordnung, wie eine solche erst kürzlich in Wien stattfand, die hohe Bedeutung der
volkstümlichen Keramik, die von der einfachen Töpferware bis zur Baukeramik und
Ofengestaltung eine ungemein reiches und lebendiges Material zu geben vermag. Überall
greifen die Entwicklungsreihen sowohl in formaler wie in technischer Hinsicht, sowohl in
farbigem als omamentalem Sinne in die grundlegenden und wesentlichen Gestaltungs-
grundsätze der Keramik ein und bilden das anregendste, belehrendste Material, das sich
denken läßt.
Auch die prähistorische und die Keramik primitiver Perioden bilden ein unentbehr-
liches Glied in der Entwicklung eines handwerklichen Gebietes, in dem die Grundformen,
die Schmuckmittel, die Arbeitsprozesse und Materialien seit den ältesten Zeiten bis heute
so unverändert erhalten sind.
Wenn auch manche Sammlungen mit Rücksicht auf ihre Entstehungsbedingungen
und Aufgaben noch an die Weiterführung älterer Prinzipien gebunden sind, so gilt dies
nicht für eine literarische Bearbeitung des Gegenstandes in einer Zeit, die der künstle-
rischen Entwicklung der Keramik soviel Spielraum gewährte. Gerade Österreich bietet
glänzende Beispiele für die mannigfaltigsten und reichsten Erscheinungsformen, welche
aus dem Nebeneinander vieler Völkerstämme entsprangen, wo Orient und Okzident sich
berühren, wo der Süden Europas und der germanische Norden einwirkten, wo Slawen,
Magyaren auf römische und keltische Völkerzüge folgten.
Die blühende Entwicklung der modernen Keramik in Wien, bei der älteste und primi-
tive Leistungen neben jüngeren volkstümlichen von starkem anregendem Einiiuß waren,
zeigt schlagend die Wichtigkeit dieser Gebiete und läßt es für geboten erscheinen, daß
auch Publikationen wissenschaftlicher Art, die parallel mit der Kunstentwicklung einher-
schreiten, auf diese inneren Zusammenhänge Rücksicht nehmen. Kunstgewerbliche
Sammlungen sind ebenso für weite Kreise, für Sammler und Kunstfremde wie für die
schaffenden Kräfte des Kunstgewerbes die wichtigsten Bildungsstätten, darurn sollten auch
die Veröffentlichungen über die Entwicklungsgeschichte nicht nur einen traditionellen
wissenschaftlichen, sondern auch einen modernen kunstfreundlichen Standpunkt ein-
nehmen. Dies wird hier besonders hervorgehoben, weil das schöne Buch Hannovers
gerade durch seine Aktualität und Nützlichkeit eine Lücke ausfüllt und weil in diesem
Buche trotz der theoretischen Verwahrung des Verfassers im Abbildungsmaterial und
Text ja doch als unvermeidliche Folge der künstlerischen Auslese so vielerlei volkstümliche
Arbeiten aufgenommen werden mußten.
Sehr bedauerlich erscheint dem warmen Freund österreichischer Leistungsfähigkeit
die geringe Beachtung unserer heimischen Arbeit in jenem Buche. Eine keramische Karte,
die es enthält, führt neben vielen kleinen deutschen Arbeitsstätten für Österreich nur das
eine Holitsch an und auch der Text läßt nur Habauer Ware gelten, obwohl aus dem