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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 11 und 12)

Werkkunst auf eine Höhe zu heben vermocht, wo sie hell über die Grenzen des engen 
Vaterlandes leuchtet und ihre Wirkungen weithin auszustrahlen vermag, immer neue 
Gebiete, immer weitere Kreise durchdringend und erobernd. In dieser werbenden Kraft 
seiner künstlerischen Arbeit und seiner Persönlichkeit, die noch ungeschwächt auf ihrem 
festen Grunde ruht, in dieser Vielfältigkeit seiner Auswirkungen liegt die größte Bedeutung 
seines Werkes. 
Er verstand es, in einer Zeit des Eklektizismus und der überwuchernden Bildermalerei 
die Kräfte auf eine Erfüllung der Zeitbedürfnisse zu konzentrieren und ebenso eine Gemeinde 
von schaffenden Künstlern wie einen Kreis von verständnisvoll Aufnehmenden anzuziehen, 
die sich gegenseitig ergänzten. In diesen Zeiten der allgemeinen Gefährdung unserer 
Kulturgüter ist auch jene große, bisher von ihm vollbrachte Leistung mehrfach bedroht. 
Neuerdings drängt sich eine äußerliche Mache modischer Art hervor, in der sich der Ernst 
der bisherigen Arbeit zu veriiüchtigen scheint, anderseits öffnet die Not der Zeit und die 
Umwälzung der sozialen Schichtung Abgründe, welche das bisher Erreichte zu vernichten 
geeignet sind. 
Eine so starke Persönlichkeit wie Hoffmann und eine so zielbewußte Lebensarbeit 
wirkt aber doch in zahlreichen tüchtigen Kräften fort, deren wirksamer Zusammenschluß 
den Gefahren entgegenzuarbeiten vermag. Es ist in diesem Augenblick die beste Ehrung 
für seine Kraft, wenn es von allgemeiner Bedeutung wird, daß die Anregungen, die er 
gegeben, die Arbeitsweise, die er gelehrt hat, weitergetragen und weitergepflegt werden, 
unbeirrt von den Erschütterungen dieser unruhigen Zeit. Zugleich ist es heute aber mehr 
als jemals nötig, daß die Einstellung der Ziele und die Sammlung der vorhandenen Kräfte 
eine größere Entwicklungsmöglichkeit im Auge behalten. Die Gefahr ist niemals so groß 
gewesen wie jetzt, daß auch auf dem Gebiete der Werkkunst nur Reichtum und Luxus 
gefördert werden; daß nur eine Künstlerkunst von exklusiver Art großgezogen werde. Es 
bleibt das Recht einzelner, in solche Bahnen einzulenken. Welche Wege Hoffmann selbst 
auch zu verfolgen geneigt ist, das, was er bisher gewirkt und geschaffen hat, ist stets auf 
die Vereinfachung und Veredlung der Form, auf die Vervollkommnung und Konsolidierung 
des Handwerks, auf die Durchdringung der Arbeit mit dem Geiste der Zweckmäßigkeit, 
Tüchtigkeit und klaren Verständlichkeit gerichtet gewesen. 
Seinen Impulsen zu folgen, der Qualitätsarbeit immer weiteren Boden zu erobern, 
neue Kreise unter den Werkleuten wie unter den Verbrauchern heranzuziehen und den 
bisher Erprobten eine fruchtbringende Arbeitsmöglichkeit zu sichern, das ist zugleich eine 
Bekräftigung und Bestätigung des hohen Wertes seiner Anregungen und Schöpfungen, 
wie es wertvoll und wichtig für die Hebung und Kräftigung unserer Kultur sein wird. 
SEZESSIQN. In den Räumen der Sezession am Getreidemarkt war eine Bilderschau 
zu sehen, die vorwiegend von Gästen der Vereinigung und weniger von ihren 
Mitgliedern brachte. Eine Kollektivausstellung des Malers A. Klementschitsch-Villach 
beherrschte den Eintrittsraum; er sagt von sich selbst: „Ich bin ein junger Maler und 
meine Bilder sind noch nicht von der wünschenswerten Einheitlichkeit, auch sind sie 
abseits der Programme." In einigen Bildern erreicht er mit starken, einfachen Mitteln 
gute farbige Licht- und Raumwirkungen, in anderen vibriert die nervöse Hast des 
Bewegungsimpulses. Darin äußern sich zweierlei Naturen von ernstem Streben, die 
getrennte Wege gehen. Eine Verbindung ihrer guten Eigenschaften ist dem Strebenden 
zu wünschen. 
In den Räumen, welche die Vereinigung „Freiland", ein Bund werktätiger Künstler 
und Kunstfreunde in Steiermark, einnimmt, tritt ebenfalls eine bisher in Wien fast 
unbekannte Reihe von Leistungen würdig-bescheiden, aber fest vor unsere Öffentlichkeit. 
„Aus dem Boden der Provinz hervorgegangen, nahm dieser Bund den Kampf gegen 
bequeme Ergebenheit und argwöhnische Beharrung seiner Umwelt rücksichtslos und ziel- 
freudig auf sich, ohne jenen - ebenfalls provinziellen - Wert zu verkennen, den ruhigere
	        
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