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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 11 und 12)

Dieser kam noch am selben Tage und beruhigte ihn. In einem besonderen Memoxiale 
erbat sich Füger zur Vorbeugung gegen weitere Einquartierungen speziellen Schutz für 
den großen Marmorsaal als Depot der Galerie, für den botanischen Garten und das dazu- 
gehörige Gebäude sowie iiir die Wohnungen der Beamten und Diener, worüber er eine 
schriftliche Zusicherung erhielt. Die Folge bewies, daß ohne diese Maßregel das ganze 
Belvedere den eigenmächtigen Einfüen des französischen Kommissärs preisgegeben 
gewesen wäre. 
Fügers Bericht ergeht sich nun des weiteren ausführlich über die nachfolgenden 
Einquartierungen bis zum November 1809, die von wenigen hundert auf mehrere tausend 
Mann stiegen und während welcher wiederholte Durchsuchungen des Palais und der 
Nebengebäude sowie neuerliche Besuche Denons und seiner Untergebenen stattfanden. 
Die größte Gefahr drohte, als am 14. November zu den schon vorhandenen 300 noch 
3000 Mann einquartiert wurden, zumal die naßkalte Witterung den meist schlecht 
gekleideten Soldaten nicht erlaubte, im Freien zu bleiben und nur zwei Öfen und drei 
Küchenherde da waren. Die übrigen Öfen waren ohne Rauchfang, daher ihre Benutzung 
im höchsten Grade feuergefahrlich. Unbekümmert darum heizten die Soldaten, so daß die 
k. k. l-Iofbaudirektion genötigt war, bedeutende Wachverstärkungen zu requirieren, wo- 
durch tatsächlich einem Unglück vorgebeugt wurde. Eine Hauptursache der Unzufrieden- 
heit der Soldaten war, daß sie Stroh und Brennholz nur tagweise und erst dann bekamen, 
wenn wieder neue Truppen angekommen waren. Zur Besserung waren weitwendige Ver- 
handlungen mit dem französischen Kommissariat nötig. Dazu kamen unüberwindliche 
Schwierigkeiten des Transportes. Daher ergaben sich bei Ankunft der 3000 Mann, die auf 
dem nackten Fußboden liegen mußten, entsetzliche Zustände. Immerhin war es noch ein 
Glück, daß die französischen Soldaten selbst sahen, die Mängel seien nicht der Haus- 
administration, sondern der eigenen Verwaltung zuzuschreiben. Dessenungeachtet haben 
Mutwille und Roheit so vieler Tausende sich selbst überlassener zügelloser Menschen 
nicht nur brutale Verstiimmlungen von Statuen, Porträten usw., sondern auch allerlei 
„Unilätereien" zur Folge gehabt und die Zimmer wurden durch rücksichtsloses Heizen und 
Kochen ruiniert, so daß sich die umfassendsten Reparaturen als notwendig erwiesen. 
Ein Glück war es, daß die Beamten und Diener nicht auch noch aus ihren Wohnungen 
verdrängt wurden, so daß wenigstens sie für die Verhütung der Feuersgefahr und 
Bewachung der Depots nach Kräften sorgen konnten. Gezeichnet ist der Bericht von Füger 
als Galeriedirektor, Johann Tusch als ersten Galeriekustos und Rosa als Galeriekustos. 
Über diese Relation erstattete der Oberstkämmerer Graf Wrbna am 17. Februar 1810 
Vortrag: „Bereits in meinem Berichte vom 28. Februar 1809 habe ich auf die Verleihung 
des Titels und Charakters eines k. k. Rates und Schloßhauptmannes für den Bilder- 
galeriedirektor Füger angetragen. Derselbe vertritt zugleich die Schloßhauptmannstelle 
und genießt deshalb eine jährliche Zulage von 700 fL, welche beinahe die Hälfte 
des wirklichen Gehaltes des Schloßhauptmannes ausmacht. Um ihm daher eine auf- 
munternde Auszeichnung zu verschaffen, wie den von ihm während der letzten Ereignisse 
bewiesenen Eifer zu belohnen, glaube ich meinen a. u. Antrag erneuern zu dürfen. Eure 
Majestät geruhten aber zu entschließen, daß, bevor Ah. dieselbe den Antrag genehmigen, 
anzuzeigen ist, welchen Verlust die Bildergalerie durch den Feind erlitten habe. Da der 
beiliegende Bericht nicht nur die Ah. befohlene Auskunft, sondern auch die klare Recht- 
fertigung des Fügers enthält, der ich nur noch die Bemerkung beizufügen finde, daß in der 
letzten Epoche durch die Betriebsamkeit des Direktors Füger weit mehr Bilder der Galerie 
zukamen, als im Jahre 1809i von hier weggeschaift wurden, so erlaube ich mir ehrfurchts- 
vollst auf die Ag. Verleihung des Rats- und Schloßhauptmannstitels mit Nachsicht der 
Taxe und nebstdem einer Zulage von jährlichen 750 EL, welche eigentlich nur eine (Mehr-) 
Auslage von 50 H. beträgt, wiederholt a. u. anzutragen." 
' lm Konzept des Vortrages ateht hier 1805. Das ist aber offenbar ein Schreibfehler, da ja die 1805 nach 
Preßburg gebrachten Bilder vollzählig wieder zurücltgelangt waren.
	        
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