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gewesen, welches dem Leser das Verfolgen der andeutungsweise berührten so mannig-
faltigen Gebiete erleichtern würde. H. F.
IKOLAI GQGOLZ „DAS BILDNISW" Eine alte Erzählung Nikolai Gogols voll
Romantik und Gespensterstimmung und doch wieder voll realistischer Menschen-
schilderung erscheint in modernem Kleide mit Zeichnungen von W. Matiutin geschmückt.
Auch in der graphischen Ausdeutung des literarischen Inhaltes liegt ein Doppelsinn. Der
Stimmung der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, welcher die Erzählung entstammt, ist
Rechnung getragen, aber die Formgebung entstammt einer jungen Künstlerhand, die vom
Kubismus ebenso wie vom Biedermeier bewegt wird. In dieser Vereinigung von Gegen-
sätzen liegt ein Reiz und wirkt eine Spannung, die für das anziehende Werk werbende
Kraft besitzt. Gogols Kunst ist wohl der kräftige Rahmen, der alles zusammenhält. Eine
geschmackvolle Ausstattung sorgte für ein anziehendes Kleid.
IE SCHÖNHEITSVVERTE DER PQSTMARKENÖ": Gustav E. Pazaurek
hat bei seinen Bestrebungen, auf den guten Geschmack fördernd einzuwirken, die Post-
wertzeichen in den Kreis seiner Betrachtungen gezogen. Die Häufigkeit ihrer Verwendung
und der Umstand, daß die Marken ein so verbreitetes Sammelobjekt bilden, läßt hier die
künstlerische Einiiußnahme besonders wünschenswert erscheinen. Daß trotz des kleinen
Raumes sehr befriedigende Wirkungen erreicht werden konnten, beweisen frühe englische
und amerikanische Marken und österreichische Ausgaben der Vorkriegszeit. Daß aber der
Krieg auch hier kulturzerstörend wirkte, zeigen manche der jüngsten Leistungen. Pazaurek
widmet seiner Betrachtung weitgehende Sorgfalt und der Verlag unterstützte sie mit einer
geschmackvollen Ausstattung der sehr übersichtlichen und belehrenden Arbeit. Österreich
konnte bei derselben in günstigem Lichte erscheinen, so lang noch Koloman Moser und
R. Junk ihren künstlerischen Einfluß betätigen konnten. Leider ist dies in letzter Zeit nicht
mehr geschehen. Daß in Deutschland wiederholte Konkurrenzen zur Verbesserung der
Leistungen beitrugen, zeigt die ernsthafte Bemühung maßgebender Kreise auch in Zeiten
der Not - im Deutschen Reiche. Es darf kein Mittel vernachlässigt werden, das geschmack-
fördernd wirken kann, und keine Gelegenheit versäumt werden, die ein erreichtes
Geschmacksniveau zu erhalten geeignet ist. Das scheint man in Österreich jetzt wenig
beachten zu wollen.
ERICHTIGÜNG. Auf Seite x94 des laufenden Jahrganges unserer Monatsschrift
soll es bei den Abbildungen der fünf Schmuckstücke nach Entwürfen von Dagobert
Peche richtig heißen: ausgeführt von der Wiener Werkstätte.
MITTEILUNGEN AUS DEM ÖSTERREICHI-
SCHEN MUSEUM 5..
ESUCH DES MÜSEUMS. Der Bundespräsident Dr. Hainisch hat am r5. Februar
das Österreichische Museum und hierauf die Kunstgewerbeschule besucht. Zum
Empfange des Bundespräsidenten, der in Begleitung des Sektionsrates Klastersky und des
Ministerialsekretärs Dr. Hoffmann erschienen war, hatten sich vom Bundesministerium
Für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten Sektionschef Dr. Rücker und Ministerialrat
Dr. Roller, ferner Direktor Hofrat Dr. Leisching mit den Beamten des Museums, in der
Kunstgewerbeschule Direktor Hofrat Roller und der gesamte Lehrkörper eingefunden. Der
zweistündige Besuch des Bundespräsidenten galt im Österreichischen Museum der Aus-
" Verlag julius Holimann, Stuttgart 1920.
" Verlag Wilhelm Mayer-llschen, Stuttgart.