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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

dargestellten Teppichs - auf sie kommt es an, denn daß es Teppiche an 
sich immer gegeben hat, ist klar - nichts zu entnehmen. Riegl" glaubte an 
Knüpfarbeit, aber Stick-, Fi1z- oder Wirkarbeit ist ebensogut möglich. Dazu 
kommt, daß das Ornament sicherlich durch die Erfordernisse der Gravierung 
beeinliußt ist, und daß nicht zu erweisen ist, daß ein Teppichoriginal wirklich 
wiedergegeben ist. Denn das Ornament sieht durch das Verhältnis von 
Musterung und Grund nicht so aus, als 0b es für Ausführung im großen 
bestimmt sei. 
Wirklich sassanidische Abbildungen von Fußbodenbelägen finden sich 
in zwei Booten im Eberjagdrelief des Tak i Bostan" (um 600). Der stark 
gefältelte, weichüberhängende des Königsbootes läßt eher als an einen 
„Teppich" an eine Decke denken. Leider ist aber auch der anderen wenig 
Sicheres zu entnehmen. Zu ihm gehört jedoch die sehr interessante Rand- 
behandlung. Man sieht eine Leiste mit einer Doppelreihe von Scheiben, als 
Mittelbetonung und Ecklösung je eine rechtwinklige Figur größeren Maß- 
stabes. Diese Rahmengestaltung bleibt vollkommen innerhalb der gemein- 
antiken Tradition und behandelt denTeppich als etwas einem Wandfelde oder 
einem Bilde Gleichwertiges; er wurde also noch nicht als spezifische Gattung 
für sich aufgefaßt. Vom Spiegel ist nur ein schmaler Streifen wiedergegeben, 
dessen Musterung nunmehr dank E. Herzfeld bekannt ist: der untere Abschnitt 
einer blatt- und blütenarmen Wellenranke. Also ein Motiv, das der gesamten 
Textilkunst der Mittelmeerkulturen damaliger Zeit fremd ist, das zudem eine 
Flächenfüllung in Koordination parallel oder sonst wie immer gerichteter 
Wellenrankenschichten voraussetzt, die auch ornamentgeschichtlich ein 
Unikum darstellen würde. Demnach glaube ich nicht an ein wirklichkeits- 
getreues Abbild eines sassanidischen Teppichs. Der Bildhauer gab m. E. im 
Großen das Schema eines Teppichs - daher die Rahmenbehandlung _, aber 
den dann übrigbleibenden horizontalen Streifen füllte er mit dem ihm für 
solchen Fries geläufigen Motiv, eben der Ranke. Nimmt man jedoch mit 
Herzfeld an, daß ein wirkliches Teppichmuster wiedergegeben sei, so bliebe 
nichts anderes übrig, als eine Einwirkung der 
zentralasiatischen Teppiche anzunehmen, 
wo sich wenigstens diese Gattung der 
Flächenfüllung nachweisen läßt. Um ein 
zentralasiatisches Original würde es sich 
allerdings der Rahmenbehandlung halber 
nicht handeln können, sondern um eine 
ins Sassanidisch-Antike übersetzte Nach- 
ahmung. Sie könnte in Stickerei (wasI-Ierzfeld 
4' Er schloß von den heutigen Zuständen auf die über 
ein jahrtausend älteren. Es käme aber auf den genauen Nach- 
weis an, warum dieser Teppich abweichend von der älteren, 
persischen Tradition schon geknüpft sein muß. 
H" E. Herzfeld, Am Torvon Asien (Berlin igzo), Seite x37 tT. 
Abb. 3. Turkrnen. Kibitka Tafel XLVI f. und Abb. 44. 

	        
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