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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

solchem Einzelmotiv aus. Analysiert man die Gesamtmusterung, so scheint 
mir ein eigentümlicher Widerspruch zwischen der starken Randbetonung, 
der abgepaßten kassettenähnlichen Füllung und dem Ergänzungsstreifen 
zu liegen, der den Rahmen gesprengt hat und der fast bei keinem Turk- 
menenteppich fehlt. Deutet er nicht darauf, daß die Phantasie in der starren 
Rahmung einen Zwang fühlte, dem sie sich nicht ganz fügen wollte? Spricht 
das nicht für Übernahme eines Schemas, das als nicht ganz adäquat emp- 
funden wurde? 
Den Weg zur Erkenntnis kann man sich nur durch Vergleiche der 
Teppichgliederung und -ornamentik mit den entsprechenden Prinzipien der 
übrigen Volksornamentik öffnen. Ziehen wir sie in dem eben besprochenen 
Falle heran, so finden wir das Hauptmotiv - es soll den Hörnern des Schaf- 
bockes entstammen" g auch hier wieder (Abb. 3)." Auch die Flächen- 
aufteilung, der zeichnerische Stil ist wieder da; doch die Tür sitzt im ganzen 
so fremd in ihrer Umgebung, daß das Gefühl berechtigt sein dürfte, daß wieder 
die Inliltration fremder, höherstehender Kunstprinzipien sich anzeigt. Ich 
glaube, etwa in der Abbildung 4, die eine Steinsche Aufnahmeii" wiedergibt, 
dürfte die Erklärung für die entwickelten Flächengliederungstendenzen, die 
wir fanden, zu suchen sein. Wie hier durch die vorgeblendeten Holzträger 
das Tragende und das nur Füllende betont wird, welche Bedeutung der 
Silhouette und der Geradlinigkeit zukommt, wie scharf der Kontrast zwischen 
Hell und Dunkel ist, mit welcher Feinheit die Pfeiler mit Ornamenten ge- 
gliedert sind - ich glaube, man darf daraus schließen, daß die Nomaden aus 
dieser benachbarten höherstehenden Kultur oder einer auch dieser zugrunde 
liegenden solches gelernt haben. Die Verbindung mit dem heimischen l-Iom- 
motivwürde demWesen __ 
der Volkskunst gut ent- l 
sprechen. ' 
Ähnliche Unter- 
suchungen werden erst 
erforderlich sein, um 
etwa die Fälle richtig 
bewerten zu können, in 
denen die hergestellten 
Teppiche Musterungen 
zeigen, die - wie zum 
i" G. Almäsy im „Anzeiger 
der eehnographischen Abteilung des 
ungarischen Nationalmuseums". 11 
(Budapest 1907), Seite 1505. R. Ka- 
rutz, „Unter Kirgisen und Turkme- 
nen" (Leipzig xgx x), Seite x51 ff. 
i" Aus Karutz, Tafel 29 
(Ausschnitt). 
"" A. a. O, I, Abb. 20 aus 
Mi„gnm_ Abb. 5. Arabische Buchmalerei vom Jahre m23 

	        
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