solchem Einzelmotiv aus. Analysiert man die Gesamtmusterung, so scheint
mir ein eigentümlicher Widerspruch zwischen der starken Randbetonung,
der abgepaßten kassettenähnlichen Füllung und dem Ergänzungsstreifen
zu liegen, der den Rahmen gesprengt hat und der fast bei keinem Turk-
menenteppich fehlt. Deutet er nicht darauf, daß die Phantasie in der starren
Rahmung einen Zwang fühlte, dem sie sich nicht ganz fügen wollte? Spricht
das nicht für Übernahme eines Schemas, das als nicht ganz adäquat emp-
funden wurde?
Den Weg zur Erkenntnis kann man sich nur durch Vergleiche der
Teppichgliederung und -ornamentik mit den entsprechenden Prinzipien der
übrigen Volksornamentik öffnen. Ziehen wir sie in dem eben besprochenen
Falle heran, so finden wir das Hauptmotiv - es soll den Hörnern des Schaf-
bockes entstammen" g auch hier wieder (Abb. 3)." Auch die Flächen-
aufteilung, der zeichnerische Stil ist wieder da; doch die Tür sitzt im ganzen
so fremd in ihrer Umgebung, daß das Gefühl berechtigt sein dürfte, daß wieder
die Inliltration fremder, höherstehender Kunstprinzipien sich anzeigt. Ich
glaube, etwa in der Abbildung 4, die eine Steinsche Aufnahmeii" wiedergibt,
dürfte die Erklärung für die entwickelten Flächengliederungstendenzen, die
wir fanden, zu suchen sein. Wie hier durch die vorgeblendeten Holzträger
das Tragende und das nur Füllende betont wird, welche Bedeutung der
Silhouette und der Geradlinigkeit zukommt, wie scharf der Kontrast zwischen
Hell und Dunkel ist, mit welcher Feinheit die Pfeiler mit Ornamenten ge-
gliedert sind - ich glaube, man darf daraus schließen, daß die Nomaden aus
dieser benachbarten höherstehenden Kultur oder einer auch dieser zugrunde
liegenden solches gelernt haben. Die Verbindung mit dem heimischen l-Iom-
motivwürde demWesen __
der Volkskunst gut ent- l
sprechen. '
Ähnliche Unter-
suchungen werden erst
erforderlich sein, um
etwa die Fälle richtig
bewerten zu können, in
denen die hergestellten
Teppiche Musterungen
zeigen, die - wie zum
i" G. Almäsy im „Anzeiger
der eehnographischen Abteilung des
ungarischen Nationalmuseums". 11
(Budapest 1907), Seite 1505. R. Ka-
rutz, „Unter Kirgisen und Turkme-
nen" (Leipzig xgx x), Seite x51 ff.
i" Aus Karutz, Tafel 29
(Ausschnitt).
"" A. a. O, I, Abb. 20 aus
Mi„gnm_ Abb. 5. Arabische Buchmalerei vom Jahre m23