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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

abgeschlossene, verschieden betonte Einheiten übrig, die aneinander gereiht 
sind und das Auge durch immer neue Effekte festhalten und die Monumental- 
anlage aufteilen. 
Ich glaube, daß es einleuchtend ist, daß das Schema und die Ausgestal- 
tung der Gartenteppiche aus dem gleichzeitigen Stilgefühl heraus verstanden 
werden können und müssen. Die Untersuchung, aus welchen Bedingungen 
die Aufnahme der herrschenden übergeordneten Prinzipien erfolgte, welche 
fremde Anregungen dahin geführt haben mögen, gehört nicht in diesen 
Zusammenhang, gehört in die Geschichte der persisch-islamischen Kunst 
im allgemeinen. Uns genüge, daß kein Grund vorliegt, in diesen Bildungen 
Zeugen einer längst entschwundenen Tradition zu sehen. 
Aber wir haben auf dem eben betretenen Wege noch keinen Zauber- 
stab gefunden, der uns die Geheimnisse nun mühelos lösen läßt. Denn kann 
man die gliedemde Ausschmückung der Teppiche von der gleichzeitigen 
Kunst her wohl verstehen, so versagt sich die mit regelmäßigen geometrischen 
Gebilden überzogene Art dieser Erklärung. Es ist merkwürdig, daß haupt- 
sächlich für Kleinasien in Anspruch genommene Teppiche diese Gattung 
der Musterung zeigen, und zwar in verhältnismäßig früher Zeit. Damit 
scheint ein etwaiger Hinweis auf eine gewisse chinesische Neigung, Textil- 
muster in regelmäßigen Formen zu geben, als keine hinreichende Erklärung. 
Denn wissen wir auch sehr wenig von diesen Dingen, so scheint diese 
Gliederung doch nicht aus den zentralasiatischen Prämissen abzustammen, 
wie auch nicht aus den altpersischen, da gerade persische Teppiche sie 
nicht zeigen. Man wird also doch wieder auf Byzanz geführt und man muß 
vermuten, daß sich eine Anknüpfung an die bodenständigen Kunstprinzipien 
ausspricht. Man hat gefühlt, daß hier ein Zusammenhang mit der antiken 
nichttextilen Fußbodendekorationi" vorliegen müsse; die Annahme einer 
Vermittlung durch die byzantinischen Teppiche würde die verschiedenen 
zu berücksichtigenden, von mir berührten Gesichtspunkte gut verknüpfen 
und wahrscheinlicher sein als die einer unmittelbaren Übersetzung aus 
dem Urbilde. 
Versuche ich die von mir getrennt verfolgten Fäden aufzunehmen und 
zusammenzuknüpfen, so komme ich zu folgenden allerdings teilweise mehr 
oder weniger hypothetischen Ergebnissen: Nachweisbar ist der Knüpfteppich 
zuerst in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung in Zentralasien; 
die damals westliche Kulturwelt hält in dieser Zeit und noch lange darüber 
hinaus mindestens in ihren hohen Produktionen an den antiken Traditionen, 
die nur Webe-, Wirk- und Stickarbeiten kannten, fest; das Vordringen der 
neuen Technik, die wir als eine technisch und kulturell abgeleitete ansahen, 
nach Süden und Westen ist für den Beginn des zweiten Jahrtausends zu 
vermuten; dort bestand eine jahrtausendalteTradition derTeppichproduktion, 
von der man nach der damaligen Welt- und I-Iandelslage annehmen möchte, 
daß sie sich in zwei Stämme gespalten hatte: einen östlichen, den persischen, 
' Riegl, Altorient. Teppiche, Seite 6x.
	        
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