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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

Triglyphen, kurz den ganzen Bau unter dem Kranzgesimse als feines, kaum 
sichtbares Geschmeide umgab, wiewohl ihre Spuren auf der Textabbildung" 
und auf anderen Photographien deutlich wahrnehmbar sind; sie wurde, 
vielleicht aus bibliophilen Rücksichten, einfach überall wegretouchiert und 
dadurch der überlieferte Tatbestand geändert. Und diese Trübung unserer 
wertvollsten wissenschaftlichen Quellen ist in diesem Falle nicht unwesentlich: 
wie der neueren Phidias-Forschung nach Michaelis jede Kenntnis von Daltons 
wichtigem Metopenbildf" verloren gegangen war, so scheint sie auch dieses 
alle 92 Metopen verbindende Zierglied, wo nicht ganz vergessen, so doch zu 
sehr außer acht gelassen zu haben; denn es dürfte bei neuerlichem, genauerem 
Nachprüfen wohl schwer gelingen, bei den verschiedenen „vor- bis nach- 
phidiasischen" Metopen hinsichtlich der Perlenschnur ebenso „klare" Stil- 
unterschiede festzustellen. - Auch im französischen Prachtwerk findet sich 
neben vielem guten Anschauungsmaterial ein Detail doch wohl fehlerhaft 
wiedergegeben, das durch Überprüfen rasch richtiggestellt werden muß: 
auf der gleichen Tafel, die uns für die Kranzgesimseckblöcke so genaue 
Angaben brachtef" sind die Metopen nicht als verhältnismäßig dünne, in 
die Triglyphen eingefalzte Platten, sondern deutlich als dicke, tief zwischen 
die Triglyphen hineinreichende „Blöcke" gezeichnetbl- Anderseits spricht 
man in laxer Terminologie beim Cellafries meist von Friesplatten, während 
es sich hier doch um 54 Zentimeter dicke, also um mehr als die Hälfte ihrer 
nur 1'06 Meter betragenden Höhe, breite, schwere Blöcke handelt. Auch 
das ist nicht unwesentlich; denn: diese schweren Bausteine mußten erst 
im Bauverband fest versetzt sein, bevor die herrlichen Reliefs dann erst 
sozusagen „al fresco" daraufgemeißelt werden konnten, zu welcher ver- 
antwortungsvollen Arbeit dann natürlich nur wirklich in einer großen Schule 
erprobte Kräfte herangezogen wurden. Zu dünnen „Platten" wurden diese 
herrlichen Blöcke erst in oft barbarischer WeiseH verstümmelt, als zum 
leichteren Wegschaffen die skulpierten Vorderseiten abgesägt wurden. - 
Eine klare, vollständige Übersicht über den bis heute erwiesenen Bestand 
dieses besterhaltenen Teiles der Parthenonskulpturen ermöglichen auch die 
beiden Illustrationswerke nur dem bereits vorgeschulten Fachmann nach 
längerem Eindringen. Die vorzüglichen Textabbildungen des englischen 
Buches geben nur einen Teil der Gesamtausdehnung des Frieses in 
kleineren, zusammenhängenden Partien wiederyl-TT die Übersichtstafel des 
französischen Buches gibt in geistreicher, aber gewiß nicht fachmännisch 
überprüfter Weise, Veraltetes auf neue Art, und erweckt dadurch 1912 
Vorstellungen, die schon seit 1885 überwunden waren, zu neuem Schein- 
"' "The P." pl. 16 - 25; p. 29, Fig. 44. 
1"" Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses XXXII (1915). 
1'" Geleitwort zum Innsbrucker Winckelmann-Festblatt vom g. X11. 19r7, Nachtrag vom 5. V. 1919. 
1- „Le P." pl. 42. 
H- Vgl. hierüber unter andern-t „The P." p. 55 zur Louvre-„Platte". 
i-HDabei ist auf p. 62, Fig. 120. nach Block XVI nur ein Block ergänzt, während zwei (XVH und 
XVP") in die Lücke einzufügen sind, um zur Gesamtzahl von 47 Blöcken auch für die südliche Langseite zu 
gelangen.
	        
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