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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 5 und 6)

einverleibt. Daß er ihren kulturhistorischen Wert erkannte, ehrt ihn sehr; 
er stand damit fast allein. Er war ein Gegner der joselinischen Kloster- 
aufhebungen, und die Brutalität, mit der 1782 die „Kunstkammer" zerstört 
wurde, empörte ihn tief. Auf Grund seiner Beobachtungen und Mitteilungen 
wurde zwei Jahre nach seinem Tode (1823) im „Archiv für Geschichte, 
Statistik, Literatur und Kunst" folgende Schilderung jener Zeit geliefert: 
„Sie war in der Tat eine seltsame geistige Gährung und wahres Zeichen 
der Zeit, jene vorzüglich zwischen x772 bis 1798 überall sichtbare Gering- 
Schätzung alles Alten, alles dessen, was nicht urplötzlich Waffen, Geld oder 
Genüsse herbeischaffte . . . ., jene Verachtung aller Erfahrung und aller 
moralischen Triebfedern und statt deren eine gemütlose verknöcherte Apo- 
theose der Sciences exactes, der Ziffern und Massen!" Schönfeld berichtet 
selbst und es ist vielfach wiederholt worden, daß er Zeuge der Eile war, mit 
welcher die Räume auf dem I-Iradschin, in denen sich die „Schatz-, Kunst- und 
Wunderkarnrner" und die „ReichsregistratuW befanden, zu einer Artillerie- 
kaserne urngeschaffen, wie beschädigte Figuren, zerbrochene Vasen den Tag 
vor der Lizitation zum Fenster hinausgeworfen, Urkunden und Majestäts- 
briefe bloß als altes Pergament und altes Papier mit in den Kauf gegeben, 
die in Fäßchen zusammengepreßten Steine bloß nach der Farbe inventiert 
wurden, zum Beispiel die Lapis Lazuli als blaue, die Chrysoprase als grüne 
Steine. Goldene und silberne Bullen wurden von den Diplomen gerissen, 
ganze Bibliotheken zum Einstampfen oder auf den Trödel gegeben. Schon an- 
läßlich der Klosteraufhebung waren Bilder und Kirchenstoffe in den Verkaufs- 
buden der I-Iöckerin- 
nen zu sehen, wo sie 
die Wände schmück- 
ten. Das bot also 
Schönfeld Gelegenheit, 
seine Wünsche zu be- 
friedigen und zugleich 
eine patriotische Tat 
zu erfüllen, indem er 
rettete, was zu retten 
war. Was er nicht 
sofort an sich bringen 
konnte, kaufte er all- 
mählich zusammen." 
4' l-liemit stimmt die An- 
klage überein, welche Füge: 
(vgl. mein Buch über „Die 
Bildnisminiatur in Österreich", 
Artaria E: Co., Wien r9o7, 
Seite 98) erhoben hat. - 
4 "l Vgl. über Schönfeld 
Abb. 8. Fünf in Stahl geschnittene goldtauschierte Plaketten, rnit Herkules und seine Sammlung folgende 
- und Vulkan, Junv, Venus. Diana. Mars Literatur: lntelligenzblatt der 

	        
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