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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 5 und 6)

ein Verehrer der Griechen und Römer den Laokoon, die mediceische Venus, 
den Apoll vom Belvedere und andere Antiken betrachtet, stand ich vor dem 
(jetzt in meiner Sammlung befindlichen) kunstreichen Schreibtisch, den der 
sinnige Stephan Willig im Jahre 1580 für Rudolph II. verfertigt hatte, oder vor 
den reichen Überschuhen einer Gräfin Lippe-Pyrmont aus dem sechzehnten 
Jahrhundert. Solche Proben des alten Kunstfleißes schienen mir für die 
Vervollkommnung der Künste und Gewerbe die bedeutendsten Vortheile zu 
haben. Es war daher eine meiner eifrigsten Bemühungen und ich scheute 
keine Aufopferung, um von jenen Schätzen der Rudolphinischen Kunst- 
kammer so viel als möglich zu meinem Eigentume zu machen. Die höchsten 
Gebote, welche mehrere Fremde machten, wurden von mir überboten, nur 
in der Absicht, damit das Ganze möglichst beisammen bliebe." Ich erstand 
also einen großen Teil der Sammlung und legte dadurch in Verbindung mit 
dem, was ich bereits besaß, den 
Grund zu meinem Museum. Da 
indessen mein damaliges Ver- 
mögen bei weitem nicht zureich- 
te, alles Vorhandene sogleich an 
mich zu bringen, so wurden die 
übrigen Kunstschätze von an- 
deren Kunstfreunden erstanden. 
In der Folge gelang es mir je- 
doch, nach und nach auch ihre 
Sammlungen käuflich an mich zu 
bringen und ich hatte endlich im 
Jahre 179g das Glück, fast die 
Abb. n. Die Geißelung Christi, in Stahl getrieben und vergoldet ganze von-nalig-e Rudolphinische 
(Falschung) 
Schatz- und Kunstkammer als 
mein alleiniges Eigentum zu besitzen. Aber meine Sammlung war durch die 
mancherlei andern Seltenheiten, die ich mir noch außerdem in den folgenden 
Jahren nach und nach zu verschaffen gewußt hatte, unendlich reicher und 
interessanter geworden, so daß ich, besonders nach den schmeichelhaften 
Urtheilen so vieler sachkundiger Fremden vom höchsten Range, ohne Unbe- 
scheidenheit meine Sammlung als einzig in ihrer Art nennen darf. Man findet 
zwar berühmte Antikenkabinette, Gemäldegallerien und andere kostbare 
Sammlungen; aber eine solche wie die meinige. welche besonders wegen 
ihres großen Einflusses auf die Vervollkommnung der Künste und Gewerbe 
des öffentlichen Lebens und auf den Wohlstand eines großen Theils der Staats- 
bürger Aufmerksamkeit verdient, ist nirgends zu finden. Die ersten Jahre war 
es mir nicht möglich gewesen, das Ganze in eine zweckmäßige Ordnung zu 
bringen. Ich unterließ dies vorzüglich deshalb, weil mein Ideal von Erweitenmg 
und Vervollständigung noch lange nicht realisiert war. Aber nach der Er- 
reichung dieses Zweckes konnte ich auch an jenes Erforderniß denken. Die 
' Siehe oben. 

	        
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