Meßstiftung - die Kapelle stand damals schon lange -- bezieht aber auch
den Bau mit ein, in typischer Vermengung von Gegenwärtigern und Vergan-
genem. Er fängt an, als wäre noch das Ganze zu machen: „Wir Berchtold
von gottes gnaden Bischoff ze Freysing und ich Leupolt von Wehingen sein
vetter Bechennen . . . daz wir umb volpringen und zu volfüren den guten
fursacz den wir und unser lieber pruder und vater selig Reinhart von wehingen
fur uns genommen haben . . 5', dann immer noch als wäre der guteVorsatz erst
völlig auszuführen: „und haben ainmitiklich miteinander versprochen und ver-
haissen ain kapellen ze pawen in des loblichen klosters ze Newnburg krewcz-
gang und die wirdickleich ze stiften und zwo ewig messen darinn . . f" jetzt erst
wird bemerkt, daß die Kapelle schon steht: „und darumb, daz es also genczlich
volbracht werde So haben wir . . . ain kappellen aufgehebt und gepawen . . .",
und nun der eigentliche Ausstellungsanlaß der Urkunde: „und haben darin
gemachet zwen Altar und auf yeczleichen Altar gestiftet ain ewige mess . . ."
Die Kapelle war 1397 noch im Bau oder
wenigstens die Ausstattung noch in Arbeit. Zeibig
verweist auf einen Rechnungsvermerk zu diesem
Jahre: „de tribus ymaginibus in capella Wechin-
ger 32 den!" Was das für imagines waren, ist
selbstverständlich nicht zu ermitteln, vielleicht
Glasgemälde.
Geweiht worden war die Kapelle schon
1394. Dies Datum entnehmen wir der kleinen
Klostemeuburger Chronikfw da heißt es: „Anno
1384 (l) starb herr Nwächinger 13tag nach ostern,
in dem selben jar dedicata est pulchra capella
in ambitu claustri a venerabili dno berchtoldo
episcopo freysingensi." 1384 ist einVersehen statt
1394, das geht unzweideutig hervor aus einem
der weiteren Vermerke zum selben Jahr: „derzeit
ist der kunig von behem gefangen gewesen von
dem von rosenberkh und von seinen burgern zu
brag . . ." König Wenzel wurde x394 eingesperrt,
nicht 1384. Damit stimmt auch das Todesdatum
des „in dem selben jar" verstorbenenWehingers;
das kann nur Reinhart sein, der starb - nach der
Randinschrift auf seiner Grabplatte - tatsächlich
1394. (Die Verschiedenheit des Todestages in
Chronik und Inschrift fällt nicht ins Gewicht.)
" Zeihig, Urkundenbuch des StiftesKlostex-neuburg, LTEll, r857,
als X. Band der fontes rerum austxiacarum, siehe Einleitung, Seite LVI;
z. Teil, 1868 als XXVIlLBand der fontes, siehe Anhang Nr. 14 "Auszug aus
denRechnungsbücherndesXlVJahi-hunderts", Nr. 45, Seite 288, ad a. r 397.
'"' Archiv für Kunde österreichischer GeschichtsquellemVII.Band,
X851, Zeibig: „Die kleine Klosterneuburger Chronik", Seite 235. Statue Eins