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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 5 und 6)

Leitmotiv (wie bei Zwei in Raum- 
kurven, aber in ganz anderen). 
Das ist nun etwas ganz Seltenes. 
Wirklich Vergleichbares war nur 
einmal zu linden, in Prag. Der 
bekannte burgundische Johannes 
im Louvre," hat einen gleichlau- 
fenden Strang (nicht so glänzend 
modelliert) und ähnliche Hänge 
vorn in ganz gleicher Zuordnung, 
das Ganze ist ähnlich genug; aber 
derjohannes ist, wenigstens nach 
den französischen Ansetzungen, 
später. Geschmack an langen und 
starken Stoffgängen hat die Zeit 
um 1400 überall gehabt, h" be- 
sonders die Malerei, aber es kam 
immer anderes dabei heraus; 
zum Beispiel die Ausläufe von 
Kniehöhe auf den Boden, oder 
- sehr charakteristisch - die 
Tuchstränge neben einer Sitztigur 
an die Bank gelegtfh" Aber der 
Karl IV. am Altstädter Brücken- 
turm in Prag, der hat einen 
solchen schräglaufenden, reich- 
modellierten Strang wie unsere 
Figur Eins. Als Leitmotiv klingt 
er da nicht so rein, weil die Figur 
sitzt und das Knie mit dem Saumschlag ein Sondermotiv hiniäinbringt; aber es 
ist durchaus derselbe Gedanke, übrigens auch mit derselben eigentümlichen 
kurzen Endung unten. (Nur entfernt verwandt im Motiv, aber doch aus dem 
gleichen Geschmack die Saumkrempung beim Wittingauer Johannes-l) 
Das einzige malerische, beziehungsweise graphische Denkmal, in dem 
vergleichbare Motive vorkommen - aber gleich in Fülle - ist nun auch 
böhmisch, das Braunschweiger Skizzenbuch; und hier ist die gleiche 
"' A. Germain, Neerlandais en Bourgogne, Brüssel igog, Tafel bei Seite 88; auch bei Vitry-Briere, Docu- 
ments de seulpt. fr. Der Johannes ist aus Holz, das wäre bei einem Vergleich zu berücksichtigen. (Zum Vergleich 
gehört von unserer Figur die rechte Halbseitansicht.) 
"w Im gleichen Geschmack gibt der ganz junge Donatello dem einen Propheten über der Mandorlatür am 
Dom eine lange Mantelrandspannung (daß sie das Standbein unterstreicht. ist allerdings etwas für sich). Viel- 
leicht kommt selbst noch beim Zuccone das mächtige Rauschen von der Schulter zum andern Fuß aus dem- 
selben Gefühl. 
"" Das erste schon beim Wittingauer Meister (vgl. Tafeln bei Ernst, Beiträge zur Kenntnis der Tafel- 
malerei Bühmens), für das andere ein gutes Beispiel das verschollene böhmische Bild mit Maria und Elisabeth, 
das Burger im Handbuch nach einem Stich aus Wörmann abbildet. 
1' Ernst, „Jahrbuch der Zentralltommission" 1917, Tafel XI. 
Aus dem Braunschweiger Skizzenbuch 
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