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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 11 und 12)

es, an der Hand des geschickten Praktiker-s tiefe Einblicke in die alten technischen Behelfe, 
die Werkstattgebräuche, die Rezeptbücher und ihre Vorschriften, in alle Arbeitsnuancen tun 
zu können. Und nun beim Vertiefen in dieses Werk, welche Fülle von Erfahrungen, von 
handwerklichen und künstlerischen Feinheiten, welcher Reichtum anBeobachtungen! Selbst 
diejenigen Fachleute, die schon alte Besucher von Handzeichnungssarnmlungen sind und 
mancherlei Kenntnisse auf diesem Gebiete gesammelt haben, werden wieder zu Schülern 
angesichts der reichen echten Kennerschaft in diesem Buche mit seinen zahllosen 
Anregungen und fruchtbringenden Hinweisen. Man wähle zur Probe einen Künstler - 
sagen wir Dürer - und suche sich im Index, den Meders guter Hausgeist, seine Nichte 
Poldi Meder, so geschickt gearbeitet hat, alle Stellen über den Künstler zusammen und man 
wird das vollständigste Kompendium sämtlicher Zeichnungsarten und -techniken Dürers 
haben. Ein Buch schließlich, das nicht allein zur Erkenntnis des Tatsachenmaterials dient, 
sondern das auch methodologisch für jeden Fachmann von fundamentaler Bedeutung ist. 
Und dabei ist das alles so persönlich geformt, mit der gleichen sympathischen, ruhigen 
Selbstverständlichkeit und Einfachheit ausgesprochen, die Joseph Meder, den Mann und 
den Gelehrten, charakterisiert. Ein Kapitel für sich, das besonders für den Sammler und 
Museumsbeamten außerordentlichen Wert besitzt, bildet der vierte Teil, der vom Sammeln, 
Restaurieren, der Echtheitsfrage, den Wasserzeichen und vom Signieren handelt. Für ein 
solches Werk bilden natürlich gute Abbildungen eine unbedingt notwendige Voraussetzung 
und trotzdem dieselben, sowohl die bunten als die monochromen, nur im Klischeedruck 
ausgeführt werden konnten, erfüllen sie doch ihren Zweck vollkommen. 
Das Buch war wenige Monate nach seinem Erscheinen vergriffen, so daß zu hoffen 
steht, Autor und Verleger entschließen sich baldigst zu einer Neuauflage; denn dieses 
Werk gehört zu denen, welche man am liebsten in den Händen jedes Kunstfreundes sehen 
möchte. E. W. Braun 
TEINGUTX" Zwischen das vornehme höfische und niemals wohlfeile Porzellan sowie 
die billigere Fayence schiebt sich in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts das 
Steingut, das bis zur späteren Biedermeierzeit beliebt und gesucht war. Als Beweis dafür 
dient die Begründung zahlreicher Steingutfabriken allenthalben inEngland und am Kontinent, 
entweder im Anschluß an bereits bestehende Porzellan- und Fayencemanufakturen oder 
in selbständiger Aufmachung. Die feine Qualität des englischen Steinguts - der Cream- 
Ware -, der Schöpfung des genialen Keramikers ]osias Wedgwood, gab den Anlaß zu 
diesen Neuschöpfungen. 
Es gibt nun eine Menge von kleineren und größeren Aufsätzen über die verschiedenen 
Steingutbeh-iebe, die Museen sammeln schon lange deren Erzeugnisse, besonders aus 
den ihnen lokal oder landschaftlich nahestehenden Fabriken, aber eine systematische, 
zusammenfassende Darstellung fehlte bisher; auch Stöhr hat in seinem verdienstvollen 
Fayencenwerk nicht viel mehr als eine summarische Aufreihung von Notizen gegeben, bei 
der die künstlerische Produktion und die Fabriksmarken sehr stiefmütterlich behandelt 
wurden. Um so größer ist das Verdienst Prof. Pazaureks, daß er es unternommen hat, aus 
diesem Chaos von Hervorragendem, vielem Mittelmäßigen und Unbedeutendem an vor- 
handenem Steingutmaterial, aus der Fülle an Notizen, Aufsätzen, alten Berichten und Ka- 
talogen mit ordnender Hand den Gang der Entwicklung herauszulösen und uns vorzulegen. 
Ihm galt es nun, nicht allein die historische und technologische Gestaltung des neuen 
so rasch zur europäischen Beliebtheit emporentwickelten Materials zu zeigen, er hat bei 
der Auswahl der auf fünfundfünfzig ganz hervorragend gut gedruckten Lichtdrucktafeln 
reproduzierten Denkmäler aus aller Herren Länder den Hauptwert auf deren vorbildliche 
künstlerische Bedeutung gelegt. Die Hauptlehren jedes organisch gesunden, aus den fest- 
stehenden Bedingungen des Materials und Gebrauches herausgewachsenen Kunstgewerbes 
f Gustav E. Pazaurek. Steingut. Formengebung und Geschichte. Verlag Julius HoEmmn. Stuttgart, xgzx.
	        
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