lehrreiche Würzburger Sammlung, von der er immer ausging und zu der er stets zurück-
kehrte. 265 Abbildungen illustrieren das Buch und wenn sie auch nicht immer die künst-
lerischen Höchstleistungen der einzelnen Fabriken zeigen, so geben sie dafür um so sicherer
und zuverlässiger den Einblick in das breite typische Können derselben. Man wird auch
in dem Werke Stöhrs, das mit außerordentlichem Fleiße und einer tiefen Fachkenntnis
geschrieben ist, kaum eine wichtige Literaturangabe vermissen - in dieser Beziehung ist die
Arbeit von jetzt an gleichfalls unentbehrlich 7 und man wird sich außerdem in den meisten
Fällen an der Hand des geschickt angelegten Registers rasche und sichere Auskunft holen.
Die übliche technologische Einleitung ist klar und verständlich, aber mit dem folgenden
Kapitel, das auf 35 Seiten die „Grundlagen der Entwicklung in Deutschland" von der Spät-
gotik bis zur zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts behandelt, weiß man nicht viel an-
zufangen. Hier ist nicht viel mehr als eine mehr oder minder lose verknüpfte Anreihung
von Lesefrüchten aus den einschlägigen Aufsätzen von Walcher, Stengel, Masner, Steg-
mann und Falke gegeben. Es hätte dieser Abschnitt ganz gut bedeutend gekürzt oder
anders disponiert werden können, sicher nicht zum Nachteil des Ganzen. Dafür wäre
Raum für Fehlendes gewonnen worden.
Auf seinem ureigensten Gebiete, dem XVIILJahrhundert. zeigt sich aber der Meister,
der gründliche Kenner in jeder Zeile. Eine Fülle von guten und treffenden Beobachtungen
bei fast allen Manufakturen machen das Buch zu einer anregenden und lehrreichen Lektüre.
jedenfalls ist die Wissenschaft dem Verfasser, der leider das Erscheinen seines Lieblings-
Werkes nicht mehr erleben durfte, zu warmem, nachhaltigem Danke verpflichtet.
Ich sprach oben von Fehlendem, das aber in einer Darstellung der deutschen Fayence-
kunst nicht fehlen durfte. Wenn auch die Fabriken, die in Betracht kommen, nicht in
Deutschland liegen, so ist die Produktion infolge der vorwiegend deutschen Arbeiter und
Künstler dem deutschen Kulturgebiet zuzuschreiben. Das sind in erster Linie die keramische
Fabrik zu Holitsch, früher in der ungarischen Slowakei, heute in der Tschecho-Slowakei,
und die Manufaktur der Fürsten Dietrichstein zu Weißkirchen. Beide Betriebe sind in
ihrer Entwicklung durch alle möglichen Beziehungen (gemeinsame Besitzer, Künstler etc.)
künstlerisch so eng mit der Proskauer Fabrik verknüpft, daß sie nicht fehlen durften.
Ebenso hätte die Laibacher Fayence- und Steingutfabrik, deren Produkte man im dortigen
Landesmuseum gut studieren kann, eine kurze Erwähnung verdient. E. W. Braun
ALT-SPANIEN." Es war ein glücklicher Gedanke des Delphin -Verlags, seiner
Bücherserie „Architektur und Kunstgewerbe des Auslandes" einen Band über Spanien
anzugliedern, das einzige Land Europas, das noch nicht ganz von der gähnenden Langweile
der modernen Kultur erfüllt, das noch am wenigsten europäisch ist. Und mit der Auswahl
der 3m Abbildungen wurde der Professor der Münchner Universität A. L. Mayer betraut,
der ein genauer Kenner der pyrenäischen Halbinsel ist, und dem wir schon mehrfach wert-
volle Aufschlüsse über die spanische Malerei verdanken. Es war gewiß kein leichtes Stück,
aus der verwirrenden Masse von Denkmälern die besonders bezeichnenden herauszufinden
und dann wiederum von denselben gute Abbildungen zu beschaffen, die als Unterlagen für die
Klischees dienen konnten. Man muß sagen, daß das vielgestaltige farben- und formenreiche
Material, das der Verfasser vor uns enuollt, sowohl für den Kenner des Landes als auch
für denjenigen, der es zum ersten Male aufsuchen will, ausgezeichnet gewählt ist, für die
Bauwerke schlechterdings mustergültig. Bei dem Kunstgewerbe ist der Raum wohl etwas
zu knapp für die bunte Vielheit der hochentwickelten handwerklichen Kunst Altspaniens,
aber immerhin geben die Abteilungen, die den Möbeln, Schrniedeeisen- und Goldschmiede-
arbeiten, den Textilien, Lederwerken, der Keramik und dem Glas gewidmet sind, dem
Leser einen genügenden Begriff von der kräftigen Eigenart im Schaffen der spanischen
Kunsthandwerker. E. W. Braun
X Herausgegeben von Dr. A. L. Mayer. Mit 310 Abbildungen. rgzr. Delphin -Verlag.