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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 11 und 12)

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sich natürlich feine Porträtschnitte schon wegen des Maßstabes nicht gut 
einsetzen, abgesehen davon, daß man sie einem Hagelschlag nicht gerne 
aussetzen wollte; auch im Spessart, im Schwarzwald oder namentlich in der 
Schweiz, besonders um Bern, waren es in den ersten Jahrzehnten des 
XIX. Jahrhunderts nur noch Bauernhäuser, die kleine Rund- oder Rechteck- 
scheiben mit sehr simplen Schnittwappen, Zunftzeichen, Namen, Sprüchen 
und dergleichen nach alter Gepflogenheit weiter verwendeten. Aber auch 
als Lichtschirme, die damals mit den ersten, noch sehr bescheidenen Ver- 
besserungen der Beleuchtungstechnik 
immer mehr in Mode kamen, waren 
Kristallglasplättchen, die nicht über- 
fangen oder wenigstens hinterlegt wa- 
ren, unbenutzbar. Und doch entnahm 
man diesen im allgemeinen das Prinzip 
des Aufbaues - natürlich ohne Stell- 
stäbe -,zumal auch für die eingeglasten 
Pasten, die zur Zeit Napoleons aus Frank- 
reich und England zu uns kamen, neben 
dem vergoldeten Bronzerähmchen, mit 
dessen Öse man sie am Fensterkreuz be- 
festigte, auch monstranzartige Ständer 
beliebt wurden. Durch die Verbindung 
solcher Ständert in Holz, Bronze oder 
gleich auch in Glas mit dem geschnitte- 
nen Medaillonbilde wurde man endlich 
vom unmittelbaren Zusammenhang mit 
dem Fenster losgelöst und konnte solche 
Arbeiten auch mitten im Zimmer im 
durchfallenden Lichte vorführen. Solche 
Ständer, zunächst in Holz, dann auch in 
vergoldeter Bronze, machte sich auch 
D. Bimann zu eigen, als er in den ersten 
Jahren seines Franzensbader Aufenthaltes Porträtschnittaufträge von russi- 
schen Kurgästen erhielt. Zwei derartig holzgefaßte, vorzüglich gearbeitete 
Brustbilder eines Paares (Abb. 3 und 4) in russischem Privatbesitz in Sin- 
feropol auf der Krim" tragen die genauen Daten des 28.Juni, beziehungsweise 
25. August 182g, das Medaillon mit dem männlichen Porträt überdies noch am 
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Abb. 5. Dominik Bimann, Becher aufderVeste Coburg 
x Um X830 karnen monstranzartige Säulenständer aus Glas auch sonst in Mode; oben waren sie entweder 
mit einem anderweitig geschnittenen Medaillon (zum Beispiel mit dem Panorama einer mittelalterlichen Stadt 
in der Gläsersammlung A. Rüiicka in Prag) bekrönt oder mit einem Doppeladleraufsatz in liächenhafter Behand- 
lung (Wien, Technologisches Gewerhemuseum) oder mit eingeglasten Pasten, besonders dem Kopf des Kaisers 
Franz von Österreich. 
"" Besitzerin dieser beiden Bimann-Glasschnitte war (1918) Frau von Zarmühlen in Sinferopol, Litow- 
skaja 16, wo sie während des Krieges der Glasschneider und damalige Leutnant W. v. Eifl für mich photographierte. 
Hoffentlich sind diese beiden Stücke in den nachfolgenden Bolschewikenunruhen nicht verloren gegangen oder 
beschädigt worden.
	        
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