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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 7, 8, 9 und 10)

Vertrage (außer dem geding) verfertigt, teils noch auszuführen habe." Hier 
heißt es nun auch, daß er den einen Turm im Hofe wegen des Ebenmaßes, 
damit einer vom andern gleichweit abstehe, um 18 Schuh „gerüc " habe." 
Wie sollen aber zwei Türme in gleicher Weite von einander abstehen? 
Selbst wenn man bloß an gleiche Entfernung der Türme von den Ecken 
des Hofes dächte, wäre dem Wortlaute (ainer vom anndem) noch nicht 
Genüge geleistet; dagegen ist der Satz vollkommen verständlich, wenn wir 
auf dieser Seite im ganzen drei Vorbauten annehmen. Von diesen könnte 
aber ein Turm schon vorhanden gewesen sein und daher für den Bauvertrag, 
der nur von Halbtürmen spricht, die von grundt auf neu zu errichten wären, 
einfach nicht in Betracht gekommen sein. Vielleicht sollte ein vorhandener 
älterer Turm nach dem Plane vorn Jahre 1536 zunächst sogar abgerissen 
werden, blieb dann aber, wie manches andere, stehen; denn vielfach werden 
wir erkennen, daß man nur das opferte, was unbedingt nicht zu erhalten war. 
Es ist jedenfalls auch bemerkenswert, daß der auf den Grundrissen ersicht- 
liche Mittelturrn schon durch seine von unten her eckige Form von den 
übrigen Türmen abweicht. Und wir wollen hier kurz vorwegnehmen, daß 
wir einen Turm dieser Form und auch an entsprechender Stelle mit größter 
Wahrscheinlichkeit schon für die Zeit vordem Jahre 1510 voraussetzen 
dürfenf" 
Ehe wir jedoch hierauf näher eingehen können, müssen wir uns über 
die Ausdehnung, Nebenräurne und so weiter des Saales klarer werden. 
Bereits der älteste uns bekannt gewordene Bericht über den Brand, eine 
Anzeige der Innsbrucker Regierung an die kaiserlichen „Commissare" zu 
Augsburg vom 9. Juni 1534, enthält die schon erwähnte Stelle, in der die 
Grenzen der Brandstelle, darunter die „Paradeisstube" angeführt werden. 
Am 18. Juni desselben Jahres verordnet König Ferdinand aus Kaden. in 
Böhmen, denselben saal vnd stuben mit dem echisten (baldigst) widerumb 
aufzerichten und inzwischen ein Notdach herzustellenff Es sollen aber der 
Saal und die Stube um eine „Mannslänge" höher als früher aufgeführt 
werden. Sehr wichtig ist weiterhin ein Schreiben der Regierung an den 
König vom 1. August r 534, worin gemeldet wird, daß die vom König ge- 
wünschte Besichtigung und Beratung mit dem „hiesigen" königlichen Bau- 
meister, also offenbar Kölderer, und den andern Bauverständigen (darunter 
schon Lucius de Spacio) stattgefunden habe-H Auch spricht die Regierung 
von der zu geringen Höhe des früheren Saals, nämlich I4 Fuß (nach einer 
' KS. 7x x. 
"u" Item (hat) . . er den ainen thurn im hof, allein von wolstanndts wegen, damit einer vom. anndem 
in gleicher weit sie: achczehen schuch geruckht . . . Wahrscheinlich war der Turm schon an anderer Stelle be- 
gonnen, da sich sonst wohl kaum Mehrkosten ergeben hätten. 
1'" Wenn wir annehmen, daß der während des Baues vorn Jahre 1536 an andere Stelle verlegte Turm der 
südliche Halbtunn war, und daß die Verschiebung (vielleicht mit Rücksicht auf den stehengebliehenen alten Turm) 
nach Süden hin stattfand, so kommen wir für den ursprünglich beabsichtigten Turm, bei 18 Fuß Verschiebung, 
an eine Stelle gegenüber der Kapelle, also noch in den Bereich des damaligen Saalbaues, während er sich später 
außerhalb desselben befindet. 
1- KS. 7x1. (Reg. 1964). 
H- Miss. 1534, Seite 94-97.
	        
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