welche sich gerade bei der Ludwigsburger Manufaktur der Zuteilung der Plastiken an be-
stimmte Meister entgegenstellen. Christ ist mit großem Geschick an die Behandlung des
Themas gegangen und mit der nötigen Vorsicht an die Zuschreibung der Gruppen und
Figuren. Die Bustelli-Frage kann er, mit Hinweis auf noch zu veröffentlichende Resultate
Friedrich Hofmanns in dessen Werk über die Nymphenburger Manufaktur, für erledigt
ansehen. Falkes Zuweisung der Musiksoli an j. C. W. Beyer hat er mit Recht übernommen.
Im Grunde genommen lassen sich nur die Modelle J. C. W. Beyers auf Grund seiner groß-
plastischen Tätigkeit und jene von Johann Jakob Louis auf Grund signierter Arbeiten mit
voller Sicherheit feststellen. Auch für Ferretti und Lejeune geben große Plastiken Ausgangs-
punkte für die Zuschreibungen. Für das übrige Material aber müssen fast einzig stilistische
Gründe herangezogen werden. Christ ist genötigt, bei der Aufteilung des Materials einen
"Modelleur des Apolloleuchters" und einen solchen der „VolkstyperW anzunehmen. Be-
sondere Schwierigkeiten bereiten die Tanzgruppen und Einzeltänzer. Die Chineseniiguren
teilt Christ dem Domenico Ferretti zu. Er nimmt ferner Modelleure an, die im Stile eines
Lejeune, eines Beyer gearbeitet haben, einmal erwähnt er einen nach Beyer und Lejeune
arbeitenden Eklektiker. Man sieht, wie Christ bemüht ist, dem Material in all seinen
Schattierungen gerecht zu werden. Den Absichten des Buches entsprechend beschränkt
sich Christ in der Hauptsache auf den Bestand des Museums. Es wäre nur zu wünschen,
daß der Verfasser Gelegenheit bekäme, seine Resultate noch einmal auf breiterer Basis
klarzulegen, sie im einzelnen nachzuprüfen. Für diesen Fall sei eine Anregung gegeben.
Bei Angabe besonders charakteristischer Stilmerkmale wird naturgemäß häufig auf die
Kopftypen der Figuren verwiesen. Sollte es sich da. nicht empfehlen, solche Köpfe in Ver-
größerung abzubilden? Dieses Verfahren ist ja für die Bemalung von Porzellanen schon
mit Erfolg durchgeführt worden. In einem besonderen Abschnitt behandelt Christ dankens-
werter Weise auch die Bemalung der Ludwigsburger Plastik sehr eingehend. Die Farben-
gebung ist für den Stil der Porzellane von ebensolcher Wichtigkeit wie die Formbehandlung,
sie wird aber in vielen Werken über Porzellanplastik nur sehr oberiiächlich abgetan.
Marken- und Zeittafeln erhöhen den Wert des Christschen Buches für den Gebrauch.
H. Trenkwald
IE SAMMLUNG MAX STRAUSS IN WIEN." Wer aufmerksamen
Sinnes und mit Teilnahme während der letzten zwei Jahrzehnte vor dem Kriege die
verschiedenen großen kunstgewerblichen retrospektiven Ausstellungen zu Wien besichtigt
hat, wird sich mit Freude der zahlreichen Kunstwerke in den verschiedensten Techniken
erinnern, die von dem erlesenen Geschmack ihres Besitzers Dr. Max Strauß das beste
Zeugnis ablegten. Es ist begreiflich, daß der hochbetagte Sammler, der Jahrzehnte seines
Lebens mit so viel Glück, Hingabe und Verständnis gesammelt hat, jetzt gerne eine Revue
seiner Schätze sieht und dieselbe zur Erinnerung in einer geschmackvollen Publikation fest-
zuhalten bestrebt ist, so wie sie in dem obengenannten Bande uns vorliegt. Man hat die
gute alte Tradition beibehalten und die Bearbeitung der einzelnen Kapitel in die Hände
bewährter Fachleute gelegt. Darin liegt ja der hohe wissenschaftliche Wert solcher Mo-
nographien über einzelne private Kollektionen, die bekanntlich das durch die Museen
gesammelte Material vertiefen und spezialisieren, je nach der Liebhaberei des betreFlenden
Sammlers, und zwar in viel höherem Maße, als dies öffentliche Kunstsammlungen können."
Überraschend ist dem Fachmann, auch wenn er diese Sammlung schon seit langen
jahren kennt, immer wieder die hohe Qualität der Objekte und die einzelnen Mitarbeiter -
Robert Schmidt für Möbel und Glas, Hermann Trenkwald für Porzellan, Wilh. Suida
für die Bronzen und Bilder und endlich Leo Grünstein für die Miniaturen - haben mit
" Kunstschätze der Sammlung Dr. Max Strauß in Wien. Verlag Karl Gerolds Sohn in Wien.
"' Unterdessen hat sich Dr. Max Strauß entschlossen, seine Sammlung öffentlich versteigern zu lassen.
Der erste Teil, das Porzellan und Glas umfassend und von Hermann Trenkwald rnustergilltig beschrieben,
wurde in der zweiten jännerhälfte bei Gliickselig ä Wärndorier zu Wien verauktioniert.