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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 5)

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und nur bei Künstlern der älteren Generation, Männern wie Cornelius, 
Overbek, Genelli, Führich, Steinle, Kaulbach, Schwind u. A. m. 
zu finden, während sich bei der mittleren und jüngeren Generation durchweg 
sehr viel Realismus und sehr nüchterner nebenbei vorlindet und von ge- 
sundem Idealismus in der jüngeren Generation leider blutwenig zu finden 
ist. Wenn die deutsche Industrie erst auf den Tag warten sollte, wo die 
„ideale deutsche Kunst" unserer Zeit ihr mit „Dessinateursff unter die 
Anne greift, da würde sie mehr als einmal von den gallischen Nachbarn 
aufgezehrt werden. 
Eben so wenig erwarten wir von dem stossweisen Eingreifen einzelner 
Meister deutscher Kunst, so liebenswürdig bumoristisch wir es finden, wenn 
sich M. v. Schwind einmal entschliesst, Zeichnungen für Tafelaufsätze, 
Schlösser, Schlüssel und Teller zu componiren. - Um den Kampf mit 
Frankreich und England, vor Allem mit Frankreich aufnehmen zu können, 
und der deutschen Kunstindustrie den Markt auf deutschem Gebiete zu er- 
halten, um ihr den Weltverkehr zu sichern, müssen andere Factoren in 
Erwägung gezogen werden, insbesondere wenn wir die Thatsache cou- 
statiren, dass selbst auf Vaterländischen Boden nur in wenigen Kunst- 
gewerben die deutsche Arbeitskraß ausreicht, um den Kampf mit dem 
Auslande aufzunehmen. Zu diesen Factoren gehört in erster Linie die 
Gründung von Kunstgewerbesohulen wie die Kreling's in Nürnberg. 
In dieser Beziehung stimmen wir gerne dem Urtheile bei, das F. Dietz 
über diese Lehranstalt ausspricht. "Unter den wenigen Instituten", sagt 
F. Dietz, „welche die zu lösende Frage bisher am besten begriüen, die 
meisten praktischen Erfolge aufzuweisen, auch unmittelbar um sich her 
den fruchtbarsten Boden gefunden haben, steht die Kunstgewerbeschule in 
Nürnberg unbestritten obenan; sie baut mit der einen Hand rüstig am idealen 
Tempel der Kunst, während sie die andere energisch den Gewerben reicht; 
sie erzieht ebensowohl den Historienmaler und Plastiker als den Decorations- 
maler, den Bildschnitzer, Musterzeichner, Gold- und Silberschmied, Zinn- 
giesser, Töpfer, Schreiner u. s. w.; alle sind die Jünger einer Lehre, 
alle sind angewiesen bis zu einer gewissen Höhe den gleichen Schulgang 
durchzumachen. Nach kaum zehnjäbrigem Bestehen hat die Nürnberger 
Schule das Gepräge ihres Geistes fast allen gewerblichen Erzeugnissen des 
neuen Nürnbergs aufgedrückt, von den Altären, Kanzeln, Betstühlen der 
Kirchen herab, bis zu Geräthen des täglichen Lebens. Der weltberühmte 
Kunstiieiss der alten Reichsstadt lebt von neuem auf und gibt sich, an die 
Traditionen des 15. und 16. Jahrhunderts glücklich anknüpfend, in charak- 
teristischen und zugleich zeitgemässen Formen kund. Die Verwälschung 
aller „Fagonenß die auch an der Pegnitz eingerissen war, ist gründlich 
vertrieben von einem wahrhaft deutschen Geschmack, der auf den Welt- 
märkten seine nationale Eigenart geltend zu machen wohl im Stande ist. 
Kreling, der Münchener Schule augehörig, ist der Schöpfer dieses glück- 
lichen Systems; eine reichbegabte Natur, vertritt Kreling in sich selbst
	        
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