NEUE PUBLIKATIONEN ÜBER DAS ENGLI-
SCHE HAUS Saß VON HARTWIG FISCHELMP
AS englische Heim von heute ist keine Schöpfung der
jüngsten Zeit, wie man die Bestrebungen be-
zeichnen müsste, die nun bei uns auf das
moderne Familienhaus abzielen.
Eine nur kurze Zeit unterbrochene bau-
liche Tradition bestand im Inselreiche, welche
schon vor einem halben Jahrhundert wieder
aufgenommen und durch Anpassung an geän-
derte konstruktive und praktische Forderungen
neu belebt wurde. Die letzten Umwälzungen
der Kunstanschauungen am Kontinent sind von
den älteren englischen beeinflusst und wenn auch die neuesten Forderungen
in dem englischen Wohnhaus Platz gefunden haben, so hat man nicht
überall neu aufbauen müssen.
Darum besitzt England einen so reichen Vorrat an anregenden Vor-
bildern. Darum können seit Jahren in Schrift und Bild Veröffentlichungen
veranstaltet werden, die diesen grossen Vorrat nicht erschöpfen. Die älteren
Publikationen der Fachzeitschriften sind weniger in weite Kreise gedrungen,
ebensowenig naturgemäss die umfangreichen Spezialwerke über einzelne
Baukünstler oder Sondergebiete.
Dafür hat der „Studio" und sein Gefolge auf dem Gebiete der Populari-
sierung englischer Wohnbaukunst um so wichtigere Dienste geleistet. Er
hat ja auch in seiner Spezialnummer vom Sommer 1901 dem Hausbau und
seiner dekorativen Ausgestaltung besondere Aufmerksamkeit gewidmet und
damit eine Vorarbeit geliefert, an die sich nun eine Sammelarbeit von Shaw-
Sparrow als Fortsetzung und Ergänzung anschliesst." Sie ist von einem
anderen Gesichtspunkt aus angefasst, wenn auch Ausstattung und Dar-
stellungsweise den Studio-Typus beibehalten. Statt der Gruppierung nach
Künstlern tritt nun eine solche nach den einzelnen Materien der Gestaltung
auf. Den Beginn macht der Grundriss und die Aussenarchitektur, dann folgen
wichtige Raumaufgaben und Dekorationsgrundsätze, zum Schlusse sind
Einzeldarstellungen von Möbeln und anderem Hausrat aus Privatbesitz,
(vorwiegend einer Privatsammlung angehörig) angeschlossen.
Was aber das Gebotene besonders lehrreich macht, ist die Reihe von
Essays, in welchen schaffende Künstler zum Worte kommen - solche die
an der Wiederbelebung einst hervorragenden Anteil hatten, wie Norman
Shaw (The I-Iome and its Dwelling-Rooms) und solche, welche die jüngsten
Anschauungen vertreten, wie Frank Brangwyn (TheHome and itsBedrooms).
Es sind willkommene Führer in dem weiten Gebiete des I-Iausbaues,
die uns mit ihren Erfahrungen und Wünschen geleiten.
"f „The British Home of to-day." A Bock of Modern Domeslic Architecxure ä xhe Applied Ans, heraus-
gegeben von W. Shaw-Sparrow. London, Hodder ä Stoughton, 1904.
m.