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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 6)

Alexander Severus gefunden, die schönen Glasvasen mit durchbrochener 
Arbeit (mua vitrea diah-eta) in der Sammlung Trivulzi in Mailand, das in 
Strasburg gefundene Trinkglas des k. ltlnuiminian, weiss in einem Purpur- 
netz,der in Siebenbürgen gefundene Glasbecher mit freigearbeitetem Netze 
im k. k. Antikencabinete u. a. m. gehören der rümischen Kaiserzeit an. Die 
Schriftsteller dieser Periode sind voll von Notizen über kostbare Gläser, 
und von Anekdoten über Glas lund Glastechnik, worunter die von beson- 
derem Interesse ist, welche sich auf die Erfindung des biegsamen Glases 
bezieht. 
Die berühmtesten Glasarbeiter in dieser Zeit waren in Alexandrien. 
Schon von Oicero wird der Transport der Glaswaaren von Alexandrien nach 
Italien erwähnt. Auch Athenäus gedenkt der Glasarbeiter in Alexandrien. 
Die meisten Glasfraglnente, die sich in der Sammlung des Museums be- 
finden, stammen aus der Kaiserzeit. So verschiedenartig die Formen, so 
bunt die Farben sind, die meisten haben unverkennbare Kennzeichen einer 
gemeinsamen Technik, einer gleichartigen Kunstanschauung. 
Für den Standpunct der alten Glasteelmiker war olienbar die Nach- 
ahmung der Edelsteine massgebend gewesen. Darin haben es die 
Alten zu einer wunderbaren Vollendung gebracht, welche die spätere Zeit 
des venetianisehen und böhmischen Glases nie erreicht hat. " 
Wir haben Nachahmungen von Onyx und Achat in allen Variationen 
von blau, grün, gelb, braun, lila; von rothem, blauem, gelbem Marmor. Den 
Alten war völlig helles und weisses Glas nichts weniger als unbekannt; 
nach Plinius wurde jenes, welches dem Krystalle ähnlich war, am höchsten 
geschätzt An Krystallglas, sagt W. A. Becker in seinem "Gallus" II. 
p. 275) hat man jederzeit zu denken, wenn crystallimt oder crystalla ge- 
nannt werden. In unserer Sammlung befinden sich Fragmente von einem 
gerippten Krystallglase. Das buntiärbige Glas wurde aber am meisten ge- 
sucht. Das schillernde Glas, avihlädvov, wird in der Kaiserzeit öfters er- 
wähnt. Der irisirende Ton, der heutzutage bei vielen antiken Glasfragmenten 
eine so reizende Wirkung macht, ist intless nach genauen mikroskopischen 
Untersuchungen, welche an zahlreichen Stücken des Museums vorgenommen 
wurden, die Folge eines Zersetzungs-Processes, und nicht von den alten 
Glastechnikern künstlich hervorgerufen. Worin die Wesenheit des schil- 
lernden Glases bei den Alten, wie es beschrieben wird, besteht, muss noch 
eingehenderen Untersuchungen vorbehalten bleiben. Das Studium des an- 
tiken Glases werden jetzt in erster Linie Chemiker und Glastechniker in 
die Hand nehmen müssen. Diese werden uns über manche Puncte auf- 
klären, welche Archäologen und Kunstfreunde zu enträthseln nicht ver- 
mochten. 
Der Standpunet der Alten, das Glas als gegossenen Stein zu betrach- 
ten, war auch tiir ihre Glastechnik in mehr als Einem Puncte mnssgebend 
gewesen. 
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