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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 7)

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werbe-Zeichnenschule des Gewerbevereines und die landschaft- 
liche Akademie der Künste. . 
Vllas dießeichnenschule des Gewerbevereines betrifft, so wird die- 
selbe ohne Zweifel im höheren Grade sich entwickeln können, wenn die 
Verschmelzung des Gewerbevereines mit dem Kunstrlndustrievereine statt- 
gefunden haben wird. Es werden der Schule durch diese Vereinigung nicht 
blos Geldkräüe, sondern auch schöne Gypsgüsse und Zeichnenvorlagen zu- 
kommen, welche" der Schule von erheblichem Nutzen sein werden. Die 
Schule selbst aber muss, wenn sie nützen soll, auf ein ganz neues Pro- 
gramm gestellt werden. Die Zielpuncte dieser Schule müssten dann 
folgende sein: 
I. Die Schule sollte nicht blns Sonntagsschule sein, sondern sie sollte 
an Wochentagen Abends, etwa von 6-9 Uhr, geöffnet sein. 
II. An Stelle des unentgeltlichen Unterrichts sollte ein entgeltlicher 
treten. Die Erfahrung in allen Schulen hat gelehrt, dass besser gelernt 
und zweckmässiger unterrichtet wird, wenn die Schüler ein Unterrichts- 
geld zahlen. 
III. Die Leitung des Unterrichts soll einem tüchtigen Gewerbszeichner 
anvertraut werden; auch sollte der Unterricht sich nicht blos auf das Zeichnen, 
sondern auch auf das Modelliren ausdehnen. In Graz, wo meistens Tischler, 
Bailhandwerker, Goldarbeiter, Töpfer einen solchen Unterricht brauchen, 
ist das Einfuhren des Modellirens in den Kreis der gewerblichen Unter- 
richtsgegenstände ganz unentbehrlich. 
Die Reform der landschaßlichen Kunstakademie steht bereits an der 
Tagesordnung des steierischen Landesausschusses. Dass an massgebender 
Stelle das Bcdürfniss nach einer Reform vorhanden ist, ist an und fir sich 
schon eine erfreuliche Erscheinung. Sobald nur einmal die Gesichtspunctet 
die dabei in Betrachtung kommen, angeregt werden, dann ist gar nicht zu 
zweifeln, dass sich die Ideen klären werden, welche zu einem Resultate 
führen. Steiermark hat kein grosses und kein reiches Kunstleben. Es wäre 
thöricht, dort eine Akademie von jenen Gesichtspuncten aus installiren zu 
wollen, die in Wien und Berlin, in Dresden und München massgehend 
sind. Eines schickt sich nicht Hir alle. Was für München oder Venedig 
passt, passt nicht für Graz. Unter einer Akademie in Graz ist ganz etsvas 
anderes zu verstehen, als unter einer Akademie in jenen Städten, wo ein 
grosses und reiches Kunstleben feste Wurzel gefasst hat. Handelt es sich 
in Graz um den Kunstuntenicht einer solchen Akademie, so kann es sich 
jedenfalls nur um den höheren kunstgewerblichen Unterricht handeln, wo- 
bei selbstverständlich das iiguralische Zeichnen nicht ausgeschlossen bleibt, 
ja im Gegentheile, wie die Kunstschule Krelings in Nürnberg, die sich 
eines Weltrufs erfreut, zeigt, als integrirender Theil aufgenommen werden 
muss. Manche Kronlands-Akademien sind in Oesterrcich von wahrem Ver- 
derben, sie rufen ein Kiinstlerproletariat hervor und geben dort keine 
Hilfe, wo heutzutage in erster Linie Hilfe nöthig ist. Während die ganze
	        
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