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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1866 / 7)

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Industrie nach tüchtig geschulten Kunsthandwerkern und Gewerbszeichncrn 
ruft, kann man sich nirgend entschliessen, jene Anstalten zu gründen, aus 
denen dieselben hervorgehen können, und das sind in erster Linie höhere 
Kunstgewcrbeschulen und nicht sogenannte landschaftliche Akademien. 
Dieses Institut hat sich in Oesterreich ganz überlebt, jenes hingegen eine 
grosse Zukunft! 
Handelt es sich bei der Reform der landschaftlichen Akademie zu- 
gleich um die Stelle eines Custos der Gemalde-Gallerie, so wäre es wieder 
wichtig, diese Stelle einer wissenschaftlich gebildeten Kraft zuzuweisen; 
auch jener Grundsatz ist ganz veraltet, die Custodenstelle von Gemälde- 
Gallerien ausschliesslich Malern zuzuwenden; überall, wo von rationellen 
Grundsätzen ausgegangen wird, in Paris, Berlin, London, benützt man 
solche Stellen, um Pilegestätten Sir Kunstwissenschatt zu gründen. Wir 
lassen dabei natürlich ganz ununtersucht, 0b die Gemälde-Gallerie in Graz 
eine solche Bedeutung habe, um eine solche Stelle zu rechtfertigen, den 
Accent legen wir nicht auf diesen Theil der Akademie, sondern auf den 
eigentlichen Zeichncnunterricht. Bei Erörterung dieser Fragen muss man 
sich über locale Gesichtspuncte erheben. Es handelt sich nißht darum, den 
Zeichnenunterricht den 4 engsten steierischen Verhältnissen anzupassen, 
sondern darum, das Kunstvermögen der steierischen Kunsthandwerker und 
Kunsttechniker so zu steigern, dass ihre Leistungen auch ausserhalb Steier- 
nxarks Aussicht auf Anerkennung haben. Dadurch allein Wird es möglich, 
den Nationalreichthixrn Steiermarks nach der Richtung der Kunstgewerbe 
hin wenigstens für die Zukunft auf eine sicherere Grundlage zu stellen, als 
es in der Gegenwart der Fall ist. i, 
Neu erworbene Kunstgegenstände im österr. Museum. 
in der jüngsten Zeit hat das Museum eine Reihe von werthvollen Erwerbungen ge- 
macht. in Rum wurde durch Vermittlung eines hervorragenden Mitgliedes des archäolo- 
gischen Institutes ein vomefdich erhaltener etrnskischer Filigranschmuck in Gold, 
eine Fibula, eine Kette und Ohrgehiinge, Genien mit einem Giessgefässe in der einen, eine 
Schale in der andern Hand, erworben. Es sind dies die ersten Proben antiken Geld- 
schmnckes, welche das Museum besitzt. 
Von dem Aachener Goldschmiede Hrn. Vogeno wurde ein silbernes Cihorium, ver- 
goldet, im romanischen Style, über ausdrücklichen Wunsch jener Knnsttechniker erworben, 
die sich mit kirchlicher Kunst beschäftigen. Dasselbe ist 15" hoch, enthält Gguralen Schmuck, 
sownbl gravirt oder im Relief, als auf niellirten Silberplstteu. Die Aachener Goldschmiede 
geniessen eines grossen Rufes. Sie haben sich die schönsten alten Arbeiten in den rhein- 
ländisehen Kirchenschätzen zum Muster genommen, und erfreuen sich der Unterstützung 
der hervorragendsten Architekten, welche gegenwärtig mit der Wiedergeburt der mittel- 
ulterlichen Kunst im Bauleben sich beschäftigen, 
In dcr Ahtheilung fiir Bncheinbünde sind mehrere Ledereinbiinde aus dem 
Ende des 15. Jahrhunderts mit Originulbeschlägen, vom Jahre 1581 mit dem Welsefschen 
Wappen und Originalheschlägen, aus dem 17. Jahrhundert mit reicher Goldverzierung und 
uns dem Ende des verflossenen Jahrhunderten hinzukommen. So wenig anziehend selbst 
schöne Bucheinbände für einen grossen Theil der Besucher des Museums sein mögen, so lehr- 
reich sind sie iiir Fachmänner. 
Die Sammlung der Lehrmittel ist durch eine in Blei gegossene, sehr gut er- 
llnltene anatomische Figur, M" hoch, vermehrt worden. Am Piedesßbhl beiindet sich die
	        
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