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macht durch eingeriebene Farbe die geätzten Zeichnungen deutlich, gerade
wie es mit den gravirten Elfenbeintafeln des 17. Jahrhunderts der Fall
war. Mehrere Beispiele davon befinden sich im Museum. Unsere Anstalt hat
es überhaupt an Vorführung ausgezeichneter Meisterwerke früherer Zeiten
nicht fehlen lassen. Das Uuseum selbst besitzt die ganze Sammlung mittel-
alterlicher Elfenbeinwerke in Abgiissen, weiche die Arundel Society in
London hat aniertigen lassen; dazu haben insbesondere für die neueren
Zeiten die kaiserliche Schatzkammer, die Sammlungen des Fürsten Liech-
tenstein und des Freiherrn v. Rothschild u. a. in grosser Zahl Ergän-
zungen gebracht, welche sich eben so sehr durch Verschiedenartigkeit, wie
durch hohe Kunstvollendung auszeiehneten.
Römische Mosaiken aus der Gase nuova in Jerusalem.
(Praline dann ausgestellt in l. k. iilrrr. Innen: Er linnt und lmluilrie von llru. lknul Dr. Wslelsr v. lnllheil.)
Die Abbildung eines Theiles der in der Casa. nuova in Jerusalem aufgefundenen
Mosaiken, wie wir sie hier unseren Lesern vorführen, ist nach einer von Herrn Consnl
Dr Walcher von Molthein persönlich mit grösster Genauigkeit an Ort und Stelle nach
dem Original gearbeiteten Farbenzeicbnung angefertigt.
Dr. Welcher gibt in einem an das Museum gerichteten Schreiben ddln. Jerusalem
I2. October 1865, folgende nähere Details über den interessanten Fund:
„Arn 4. Octeber wurde bei dem Umbaue, den das Franciscanerkloster in der als
Pilgerherberge dem Palästina-Reisenden wohlbekannten Casa nuova vornehmen lässt, eines
jener schönen Kunstwerke römischer Mosaik aufgefunden, an denen Italien so reich ist,
und in dem Masse, als Schutt und Erde weggeräumt wurden, zeigten sich Farbe und Zeich-
nung vollkommen gut erhalten.
„Mit zmerkennenswerther Bereitwilligkeit liess der kunstsinnige Custos der Terra santa,
P. Seraüno Milani , die vollständige Aufdeckung und Reinigung der Mosaik zum Behufe
der Copinxng derselben vornehmen.
„Dieses Mosaikstück wurde in
einer Tiefe von 6'], Wiener Fuss
unter dem Niveau des Hofraumes
vorgefunden und misst bis zu der
aus schwarzen und weissen Stein-
chen geschmackvoll ausgeführten
Einfassung 4 Fuss in der Breite
und 6 Fuss in der Länge. Die
Stellung des Mittelbildes, von dem
nur ein Bruchtheil mit dem halben
Kniestiick eines Miinnerfusses er-
halten ist, gestattet die annähernde
Bestimmung des einstigen Aus-
masses des Ganzen; dasselbe
musste hiernach 15 Schuh in der
Länge und 10 Schuh in der Breite,
also einen Fliichenraum von wee
nigstens 150 Quadratfuss ausgefüllt
haben, wobei der Raum nicht in
Anschlag gebracht ist, den die
Bordüre einnahm, und dann jener,
der zwischen dieser und der Mauer
ebenfalls mit Jlosaik ausgefüllt
war. Ein 2 Fuss breiter Pfeiler-
sockel und ein Stiick dieser Mauer
in derjDicke von 3 Fuss sind noch vorhanden und an letztere stösst eine in den Felsen
gehauene Cisterne, die noch heutigen Tags in Gebrauch ist.