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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1866 / 13)

Internationale Knnlt- und Industrie-Ausstellung in Stockholm ü). 
. Die Stockholmer Kunst- und Industrie-Ausstellung, welche am 15. Juni l. J. durch 
die Königin, im Namen des Königs Carl XV., den eine Unpässlichkeit an der persönlichen 
Leitung dieser Festlichkeit verhindert hielt, erötTnet worden war, ist am 25. Juli wieder 
geschlossen worden. 
Sie hat alle früheren Ausstellungen in Stockholm um ein Bedeutendes übertroifen 
und die Fortschritte, welche dieser Theil des Nordens von Europa seit einer Reihe von 
Jahren auf dem Gebiete der Kunst und Industrie gemacht hat, in eclatanter Weise zur 
Anschauung gebracht. 
Das königl. Cpmite, unter der Präsidentschaft des Kronprinzen Oscar, hat durch die 
Organisation dieser Ausstellung von einer hervorragenden Intelligenz und von unermüd- 
lichem Eifer Proben abgelegt. 
In allem, was sich auf die Anwendung der Kunst und der Industrie bezieht, hat 
Dänemark sich zumeist hervorgethan. Es hat sehr schönes Porzellan, ausgezeichnete 
Möbel, Werke der Goldschmiedekunst und andere Metallarbeiten in guter stylistischer Aus- 
fiihrung exponirt. 
Norwegen hat Muster aus seinen Glasfabriken und eine namhafte Anzahl kleiner 
Bildhauerarbeiten in Holz von vortreHiicher Ausführung zur Ausstellung gebracht. Beson- 
dere Anfmerksamkeit erregte ein grosser Teppich aus den Fellen der verschiedenen Thiere 
der Nordpolzone zusammengesetzt und von reizender Zeichnung. Porphyre und verschie- 
dene Marmorgattungen machten sich durch die Grösse der ausgestellten Stücke und durch 
die Mannigfaltigkeit der Nuancen bemerkbar. 
Im Mitteltheile des Ansstellungs-Gebäudes befand sich eine eolossale Fontuine von 
Molliu, darstellend eine Seemusehel, deren Basis von Mecrgottheiten umgeben ist. Dieses 
Stück wird auch zur internationalen Ausstellung des Jahres 1867 nach Paris gesendet 
werden. 
Die gleichzeitig mit der Indnstrie-Abtheilung veranstaltete Kunstausstellung be- 
schränkte sich auf solche Werke lebender Meister, welche in den letzten 10 Jahren zu 
Stande gekommen sind. Der König Carl XV befand sich mit zwei selbst angefertigten 
Gemälden in der Reibe der Aussteller. Sonst traten Werke von Fidemand, de Gude, de 
Berg, de Fagestin, Marinebilder von Melley und Soerensen von höchst ergreifender Natur- 
wahrheit, endlich das „Innere einer Capelle" von Hockart in den Vordergrund. Die Plastik 
war durch Werke von Jerichon und Kissen glänzend vertreten. 
Die entscheidende Jury aus 70 Mitgliedern, zumeist Schweden, nur 8 Norwegen, 
8 Dänen und einigen Finnländern zusammengesetzt, arbeitete unter dem Vorsilze des Prinzen 
Oscar. Sie fand sich bestimmt, 262 Medaillen in Silber, 493 in Bronze und 605 ehren- 
volle Erwähnungen zuzuerkennenIAus der Reihe der in der Kunstahtheilung reprlisentirten 
Künstler wurden G mit Medaillen in Gold und 94 mit ehrenvollen Erwähnungen bedacht. 
Von Seite Oesterreichs war im Namen des k. k. Staatsministeriums der Curator des 
des österr. Museums, Ritter v. Friedland, bei der Ausstellung erschienen. 
Neue Erwerbungen des österreichischen Museums. 
Das Museum hat in der letzten Zeit mehrere nicht unwichtige Erwerbungen gemacht; 
sie betreffen grossentheils die ceramische Abtheilung. Dßhin gehören vorerst vierzehn 
Stück altmexikenisch er Thongefässe und Thonfignren, die von einer Ausgrabung 
herstnmmen, welche vor nicht langer Zeit in Mexiko vorgenommen wurde. Die Gefiisse, 
drei grüssere und zwei kleinere, repräsentiren in ganz charakteristischer Weise in Form 
und Ornament den Zustand der Thenindustrie in Alt-Mexiko. Primitiv in der Technik sind 
die Gefisse originell in der Form und phantastisch in der Art des Ornamenies. Die Thun- 
ügnren, meist Götzenhilder, stehen nicht auf gleicher Höhe mit den Gefiissen; lehrreich 
aber ist es immer in hohem Grade, den Gegensatz zwischen der iigurelen Plastik und der 
Geflissplastik in den frühesten technischen Versuchen hnlbgehildeter Völker wahrzunehmen. 
Diese alt-mexikanischen Produkte wurden in jener Abtheilung eingereiht, welche sich mit 
der Ornnmentik uncultivirter Völker beschädigt. 
Die Ahtheilung der antiken (griechisch-römischen) Thongeflisse wurde durch 
eine Anzahl kleiner Thongeflisse (meist aus der ehemaligen Baron Kollefschen Sammlung) 
vermehrt. Die meisten von diesen Gefässen sind? ohne Bgnrule Bemalung, aber ihrer 
reizenden und mannigfaltigen Formen und ihrer schönen Glasur hnlber für diese Abthei- 
lung, welche die meisten Vorbilder für die moderne Gefaisstechnik bietet, von besonderem 
Werthe. 
') HI! Benutzung eines Berichtes des „Psmhrnn de l'industrie et des uns".
	        
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