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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1866 / 13)

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Als das byzantinische Email auf anderen Boden verpflanzt wurde, 
nahm es merkwürdiger Weise eine andere Gestaltlmg an. Es gab aber 
damals noch gleichzeitig ein ähnliches Email, einen Zellenschmelz, näm- 
lich in China, welches erst seit der letzten Eroberung von Peking in 
Europa bekannt geworden ist. Dieses Email hat in jedem Fall ein sehr 
hohes Alter und dürfte möglicher Weise gleich der Seide der byzantini- 
schen Fabrication den Anstoss gegeben haben. Die Gegenstände, die nach 
Europa gekommen sind, zeigen genau dieselbe Technik, nur mit dem 
einzigen Unterschiede, das das Metall nicht Gold, sondern Kupfer mit 
vergoldeter Oberfläche ist. Das Kupfer erlaubte natürlich die Gegenstände 
grösser zu machen, und wir haben im Museum selbst ein Gcfass von zwei bis 
drei Schuh Höhe aus dem Besitz des Herrn Trau gesehen. Andere Gegen- 
stände dieser Art, darunter eine ganze Reihe aus der Sammlung des 
Grafen Edm. Zichy, waren im vorigen Sommer ausgestellt. Das Museum 
selbst besitzt ein ganz vorzügliches Stück (Kat. Nr. 71), das auch durch 
die friihchinesische Ornamentation ausgezeichnet ist. An ihm mag man 
diese Art Email studiren. Das chinesische Email, um das vorweg zu sagen, 
machte in seiner späteren Entwicklung ganz den europäischen Gang durch. 
Aus dem Email cloisunnä wurde es zunächst Email champlevä auf Bronze, 
wovon früher verschiedene Beispiele wiederholt ausgestellt waren; es ist 
das die gewöhnliche Art alter chinesischer Emails, die man bisher in 
Europa kannte. Dann wurde es zum gemalten Email, indem man Kupfer- 
gefasse mit einer Schichte weissen opaken Emails überzog und auf diesen 
Ueberzug malte. Hievon findet man ein schönes Beispiel im Museum 
neben dem erwähnten Gefäss vom ältesten Email stehen. 
Das byzantinische Email gelangte, wie schon angedeutet, auf frem- 
dem Boden zu neuer Entwicklung, und zwar geschah dies seit dem Aus- 
gang des l0. Jahrhunderts am Niederrhein, insbesondere in Köln, 
wo es durch die Kaiserin Theophanie, eine griechische Prinzessin, dan- 
geregt sein soll. Doch müssen wir gestehen, ist uns bei der Verschieden- 
artigkeit der Technik dieser Zusammenhang etwas fraglich. Jdöglicher 
Weise dürfte eine Verbindung zwischen dem oben erwähnten barbarisch- 
britischen Email und dem niederrheinischen obwalten, zumal die Technik 
ziemlich die gleiche ist. 
Das Email von Köln, wo eine Fabrikstätte unzweifelhaft constatirt 
ist, hat zum Grunde Kupfer oder Bronze, und es mochte dieses Metall 
von selbst auf eine andere Technik fuhren. In der gleichdächigen Metall- 
platte wurden die Vertielimgen, welche das Email fassen sollten, mit dem 
Grabstichel heraus gegraben, daher deutsche Archäologen dieses Email 
„Grubenschmelz" nennen, die Tranzosen minder gut Enuzil champlevei 
Statt der aufgelötheten Bänder blieben Fassungen oder Umrahmungen aus 
dem soliden Metall stehen, welche vergoldet wurden. Die Einlassung 
der Schmelzmasse war dann dieselbe. Man sieht nun leicht, dass entweder
	        
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