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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1866 / 13)

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Sammlllng angehörig; eine runde Scheibe mit Darstellungen auf beiden 
Seiten, wohl noch aus dem 15. Jahrhundert (Kat. Nr. 70). 
Man theilt dieses Limosiner Email in vier Style, die chronologisch 
einander folgen. Der frühe Styl (bis gegen 1530) erscheint zumeist noch 
roh in der Zeichnung oder niederländisch im Charakter, dazu sehr farbig 
und, wie gesagt, häufig in Verbindung mit dem transluciden Email. Bei- 
spiele dafiir sind besonders zwei runde Platten (Kat. Nr. 73 und 74) aus 
dem Stift St. Florian. Dann folgt 2. der schöne Styl, dessen vollendetem 
Zeichnung ganz im Geiste der italienischen Renaissance gehalten ist und 
der eben so wohl bemalte Gefasse wie Xafeln mit förmlichen Gemälden 
geliefert hat. Er umfasst die Zeit von 1530 bis 1580 und enthält die 
grossen Namen von Leonard Limousin, Pierre Reyrnond, die de Courts, 
Courteys u. a. Eine Haupteigenthümlichkeit dieses Styls ist, dass er in 
den meisten Fällen ganz der Farbe entsagt und nur grau in grau arbeitet, 
höchstens einen röthlichen Fleischton hinzuiiigt. Von dieser Art finden 
wir im mittleren Glaskasten zahlreiche und grossartige Beispiele (Haupt- 
stücke Nr. 78 und 85). 
Der dritte Styl (1580 bis 1620), der wieder auf die Farbenwirkung 
ausging, wird als der Miniaturstyl bezeichnet, und wie fein und reizend 
die minutiöse Ausführung und wie wimderbar seine glühende, satte Farben- 
wirkung ist, das sehen wir an den 12 Einailtellern von Joseph Limcusin 
(dem Fürsten L. Odescalchi gehörig), die diesem Styl angehören und ein 
Beispiel durchaus ersten Ranges sind (Kat. Nr. 76). Hier finden wir auch 
wieder die erwähnte Verbindung mit dem transparenten Email. 
Von 1620 an beginnt die vierte Periode, die der Entartung, für 
das Limosiner Email, die sich in mangelhaRerer Zeichnung, in schlechterer 
Technik u. s. w. ausspricht. Auch dafir gibt es im Museum ein Beispiel, 
nämlich ein paar Leuchter (Kat. Nr. 97), die auch eine besondere Eigen- 
thürnlichkeit der Entartung zeigen, ein erhaben aufgetragenes weisses Email; 
zu diesem sind in neuester Zeit noch einige Beispiele aus dem Besitz des 
Herrn v. Friedland gekommen. 
Während das Limosiuer Email entartete, kam noch eine Nebenart 
in Aufschwung, welche sich insbesondere auf Uhren und Dosen (ver- 
schiedene Beispiele davon im ersten Golclschmiedkasten rechts) durch 
das ganze I8. Jahrhundert erhielt. Es war eine weisse Schmelzmasse, wo- 
mit Goldplatten über-fangen wurden und auf welche man malte, vollständig 
wie auf Elfenbein. Es lässt sich nicht leugnen, dass reizende Arbeiten 
dieser Art geschaffen sind, das Vorzüglichste aber, was sie leistete, waren 
Petitofs hliniaturporträts, welche noch dem 17. Jahrhundert angehören. 
Hiemit schliesst fur uns die Geschichte des Emails, jedoch wollen 
wir nicht unerwähnt lassen, dass in allexjüngster Zeit noch ein neues 
Genre hier in Wien aufgetaucht ist, welches folgenreich werden dürfte. 
Es ist ein incrustirtes Email, aber die Neuheit besteht darin, dass die Ver-
	        
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