serung angebracht, welche einen grossen Zeitverlust ersparte. Im Jahre
1818 waren sie es auch, welche zuerst die Jacquard-Maschine anwendeten,
und zwar construirten sie dieselbe blos nach den Aussagen eines aus
Lyon eingewanderten deutschen Stuhlarbeiters Namens Oarl Kannen-
giesser. Zwei Jahre später fand sie erst durch einen früher in Lyon
ansässigen Maschinisten Bausemer in Wien allgemeine Anwendung. -
Vital Mestrozi starb im Jahre 1822 und mit dem Tode desselben hob
der Bruder Paul die Thätigkeit der Fabrik auf.
Schon aus diesen wenigen Andeutungen können wir sehen, dass eine
Sammlung, welche von so kundigen Leuten angelegt ist, und die ganze
Zeit ihrer eigenen praktischen Thätigkeit vertritt, nicht ohne grosses In-
teresse ist, selbst wenn, künstlerisch betrachtet, jene Zeit keinen hohen
Standpunkt einnimmt. Die Sammlung enthält aber eine Fülle ornamentaler
Motive, die von geschickter Hand mit verstandigem Geschmack leicht
wieder modern und auch Fir das heutige Auge gefällig gemacht werden
könnten. Da der französische Handelsvertrag nun gerade auf diesem Ge-
biet den Fabrikanten die Hauptquelle ihrer Muster verschlossen hat, so
dürfte sich die in Rede stehende Sammlung bei richtiger Verwerthung
vielfach nützlich erweisen. Das ist vorzugsweise der Gesichtspunkt, aus
welchem sie das österreichische Museum zu erwerben gesucht hat.
Moderne Goldschmiedekunst.
(Schluss lul dem Februar-Hefte.)
Mittlerweile sind auch in der nichtkirchlichen Goldschmiedekunst
reformatorische Bewegungen hervorgetreten; aber sie tragen noch durch-
aus keinen so bestimmten Charakter wie auf dem kirchlichen Gebiete.
Die Franzosen, die hier den Ton angeben, herrschen noch mit ihrer un-
geregelten Phantastik. Bei grösseren Arbeiten, bei Tafelaufsätzen und
Ehrengeschenken, welche eigentlich weiter nichts sind als eine aus allerlei
Iigürlichen Darstellungen mit architektonischen Gebilden zusarnmencompo-
nirte Phantasterei, die auch nicht einmal scheinbar einen anderen Zweck
hat, als eine grosse, etwa dem Geber oder dem Beschenkten entsprechende
Masse edlen Metalls künstlerisch zu verarbeiten, bei solchen Arbeiten
tritt wenigstens das Bestreben nach Befriedigung des Schönheitsgefühls
wieder hervor. Man sucht zu gliedern, man bemüht sich um Eben-
mässigkeit, um Schönheit des Contours, was alles, wie wir gesehen haben,
völlig aus dem Spiele gekommen war. Hie und da. tritt denn auch ein
bestimmter Styl hervor, wie sich jetzt in Frankreich und England z. B.
bei Leuchtern und mancherlei anderem Hausgeräth pompejanische For.
men mit Vorliebe verwendet finden. Noch bestimmter tritt die antike
Nachahmung in Schmuckgegenständen auf, in Brechen, Arm- und Hals-
bandern, Ohrgehängen, Diademen; nur dass hier neben den römisch-