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dieses Zimmers „ehemals gleichfalls" Porzellanverkleidung trugen." Dieses
„gleichfalls" bezieht sich auf die wahrscheinlich irrtümliche Behauptung
desselben Verfassers, daß auch das vorhergehende Gemach an den Wänden
„ehemals nur mit Porzellan verkleidet" war. Dies dürfte ein Mißverständnis
sein oder einer späteren Veränderung entsprechen, denn die Memoiren der
Markgräiin betonen. daß der Raum mit dem Deckenbilde des Artaxerxes
und Themistokles an den Wänden mit Gobelins überzogen war, die die ganze
Lebensgeschichte jenes griechischen Feldherrn darstellen. Immerhin kam
die lebhafte Vorliebe der kunstfrohen Erbauerin für das Porzellan oder was
man damals dafür hielt, auch noch in einem dritten Raume außerhalb des
Schlosses zum Ausdrucke, spricht sie doch von einer kleinen Küche, „die
ich mit antikem Porzellan nach Raffael ausstattete". Kann es sich dabei
gewiß nur um italienische Majoliken gehandelt haben, so läßt sich doch bei
dem erstgenannten Zimmer mit den Verzierungen aus Wiener Porzellan
gar wohl an eine dem Dubsky-Zimmer verwandte Einrichtung denken.
Wären es nur Vasen und Schalen gewesen, so würden die Memoiren kaum
von „Ver2ierungen" sprechen.
Da die Markgräiin Wilhelmine die Eremitage, wie sie ausdrücklich
sagt, in ihrem „gegenwärtigen Zustande" beschreibt und die Memoiren 1744
in der Eremitage niedergeschrieben
wurden, muß der Wiener Porzellan-
raum zu Bayreuth zwischen 1736
und 1744 entstanden sein, also vor
der Einführung der Wiener Fabriks-
marke und somit etwa zehn bis
zwanzig Jahre nach den Por-
zellanen des Dubsky-Zimmers.
jedenfalls ist dieser bisher nicht
gewürdigte Umstand sehr be-
merkenswert, deutet er doch an,
daß schon in jener frühen Zeit
das „mit Miniatur-Malereien" ge-
schmückte Wiener Porzellan sich
fern von der Ursprungsstätte so
großerBeliebtheit erfreute. Allerdings
stand Wilhelmine von Bayreuth
wenigstens in jenen Jahren zum
Wiener Hofe in derart engen Be-
ziehungen, daß sie sich deshalb so-
gar mit ihrem Bruder Friedrich II.
von Preußen überwarf, der es nicht
billigen konnte, daß die gegnerische
Abb. n. Ölbildnis der Kaiserin Maria Theresia in
Porzellanrahmen van Emil MühL
' Eremitage sonst und jetzt. Bayreuth, Verlag