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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 5)

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dieses Zimmers „ehemals gleichfalls" Porzellanverkleidung trugen." Dieses 
„gleichfalls" bezieht sich auf die wahrscheinlich irrtümliche Behauptung 
desselben Verfassers, daß auch das vorhergehende Gemach an den Wänden 
„ehemals nur mit Porzellan verkleidet" war. Dies dürfte ein Mißverständnis 
sein oder einer späteren Veränderung entsprechen, denn die Memoiren der 
Markgräiin betonen. daß der Raum mit dem Deckenbilde des Artaxerxes 
und Themistokles an den Wänden mit Gobelins überzogen war, die die ganze 
Lebensgeschichte jenes griechischen Feldherrn darstellen. Immerhin kam 
die lebhafte Vorliebe der kunstfrohen Erbauerin für das Porzellan oder was 
man damals dafür hielt, auch noch in einem dritten Raume außerhalb des 
Schlosses zum Ausdrucke, spricht sie doch von einer kleinen Küche, „die 
ich mit antikem Porzellan nach Raffael ausstattete". Kann es sich dabei 
gewiß nur um italienische Majoliken gehandelt haben, so läßt sich doch bei 
dem erstgenannten Zimmer mit den Verzierungen aus Wiener Porzellan 
gar wohl an eine dem Dubsky-Zimmer verwandte Einrichtung denken. 
Wären es nur Vasen und Schalen gewesen, so würden die Memoiren kaum 
von „Ver2ierungen" sprechen. 
Da die Markgräiin Wilhelmine die Eremitage, wie sie ausdrücklich 
sagt, in ihrem „gegenwärtigen Zustande" beschreibt und die Memoiren 1744 
in der Eremitage niedergeschrieben 
wurden, muß der Wiener Porzellan- 
raum zu Bayreuth zwischen 1736 
und 1744 entstanden sein, also vor 
der Einführung der Wiener Fabriks- 
marke und somit etwa zehn bis 
zwanzig Jahre nach den Por- 
zellanen des Dubsky-Zimmers. 
jedenfalls ist dieser bisher nicht 
gewürdigte Umstand sehr be- 
merkenswert, deutet er doch an, 
daß schon in jener frühen Zeit 
das „mit Miniatur-Malereien" ge- 
schmückte Wiener Porzellan sich 
fern von der Ursprungsstätte so 
großerBeliebtheit erfreute. Allerdings 
stand Wilhelmine von Bayreuth 
wenigstens in jenen Jahren zum 
Wiener Hofe in derart engen Be- 
ziehungen, daß sie sich deshalb so- 
gar mit ihrem Bruder Friedrich II. 
von Preußen überwarf, der es nicht 
billigen konnte, daß die gegnerische 
 
 
 
 
 
Abb. n. Ölbildnis der Kaiserin Maria Theresia in 
Porzellanrahmen van Emil MühL 
' Eremitage sonst und jetzt. Bayreuth, Verlag
	        
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