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in einem ziemlich grossexz Raume vereinigt. Die grosse Mehrzahl der von
den beiden ersten Ländern ausgestellten Gegenstände gehörte dem Bronce-
und Sreinzeitaltcr an und liegt so wie anderes von vorwiegend nur ethno-
graphischem Interesse ausserhalb des Rahmens unserer Betrachtung. Zwei
Thürumrahmungen aber, von denen die eine, aus Sauland in Telmarken,
eine Höhe von nahezu zwanzig Schuh hatte, fesselten als Specimina nor-
wegischen Hclzbaues des 12. Jahrhunderten und durch die uns zumeist
nur aus Abbildungen bekannte Weise der Ornamentation mit den in
Thierköpfe auslaufenden sich über die ganze Fläche gleichmässig ver-
breitenden phantastischen Riemenverschlingungen. DieseThürumrahmungen
sind die Reste von ganz aus Holz erbauten Kirchen, die gegenwärtig in
Folge vielfacher Zerstörung in Norwegen selbst leider immer mehr zu
den Seltenheiten gehören. Als seltenes, erhaltenes Beispiel profanen
Zwecken dienender Holzschnitzkunst war ein buntbemalter mit Figuren
in Schellentracht gezierter Möbel- (Bette) bestandtheil vom Jahre 1489
von besonderem Werthe.
An Norwegen und Schweden angrenzend hatte Russland eine ziem-
liche Mannigfaltigkeit von Gegenständen: Waffen, Gold- und Silhergeräthe
zumeist aus dem 16. und 17. Jahrhundert, wichtig und lehrreich theils
durch die eigenthümliche Gestaltung, theils durch die Art der Ornamen-
tation, die häufig eine merkwürdige Vermischung speciiisch russischer
Elemente mit in seltsamer Weise umformten Renaissancemotiven zeigte.
Zu erwähnen sind noch Schmucksachen und kirchliche Goldschmiede-
arbeiten, letztere mitunter sehr frühen Datums, bis ins 11. Jahrhundert
und eine grosse Zahl Gypsabgüsse, welche als Reproductionen schwer
zugänglicher, tief im Innern des Landes befindlicher Werke immerhin
sehr anerkennenswerth waren, doch für die hier zu verfolgenden Zwecke
Originale nicht zu ersetzen vermochten. Dasselbe gilt von den Photo-
graphien und Zeichnungen nach Mannscripten, plastischen Werken und
Geräthen, die so wie die Gypsgüsse sämmtlich in dem in Moskau mit
der Schule für technisches Zeichnen verbundenen Kunst- und Industrie-
Museum ausgeführt sind.
Von Russland müssen wir uns wiederum nach Italien versetzen.
Vom Lande selbst, aus Museen oder Privatsammlungen war so gut wie
Nichts eingesendet worden, man appellirte an Pariser Kunstsammler und
da diese mit ihren wenhvolleren Besitzstiickcn schwierig waren, so ge-
staltete sich diese Abtheilung zu einem Tummelplatze verschiedener Anti-
quitätenhändler, denen es aber natürlich mehr um das Auskramen ihrer
Waaren, als um die Zwecke der Histoire du travail zu thnn war. Dass
unter solchen Umständen an eine eigentliche würdige Repräsentation der
so unendlich reichen italienischen Vergangenheit im Kunstgewerbe nicht
zu denken war, ist leicht einzusehen, obwohl man sich bemüht hatte,
wenigstens die hanptsächlichsten Epochen und Techniken vorzuführen