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Gebiete betrachtet werden mögen. Es sind Blumen, Laubwerk, Lüster,
Caminständer und sonstiges Camin- und anderes Geräth, Gitter, Schlösser
und Schlüssel u. s. w. Die englischen Arbeiten sind zumeist aus der
Fabrik von Hart and Son, die französischen von Baudrit. Manche
der englischen Arbeiten haben noch das Eigenthiimliche, dass sie mehr-
farbig bemalt sind. Man hat an dieser Bemalung des Eisens aus Styl-
geiiihl wohl Anstoss genommen, allein da das Eisen doch einmal der
Conservirung wegen einen Ueberzug erhält, so lässt sich der Schritt in's
Farbige wohl rechtfertigen.
Bei der Bedeutung, welche der Eisenguss heutzutage auch künst-
lerisch gewonnen hat, müssen wir auch eine Anzahl solcher Arbeiten im
Besitz des Museums erwähnen. Es sind dies zunächst eine Anzahl Leuch-
ter, Schalen, Teller und andere kleinere Gegenstände mit reicher orna-
mentaler und {igürlicher Arbeit, Nachbildungen von Originalgegenständen
aus der Ilsenburger Fabrik. Der Eisenguss tritt hier vorzugsweise als
reproducirend auf und leistet hier bei der besonderen Geschicklichkeit
der genannten Fabrik gute Dienste. Sodann sind eine Anzahl gegossener
Schlüssel von mannigfacher eleganter Zeichnung zu nennen, französische
Arbeiten, die auf der letzten Pariser Ausstellung erworben wurden.
Diese Arbeiten, welche noch schöner in der Zeichnung sein könnten,
zeichnen sich durch verhaltnissmässige Billigkeit aus. Ihnen treten zwei
andere Gegenstände aus geschnittenen Stahl, ein Schlüssel und ein
Schlossbeschlag im Renaissancestyl und ebenfalls von französischer Ar-
beit, von Huhy in Paris, zur Seite, die an Schönheit der Zeichnung, an
Nettigkeit und Vollendung der Arbeit jene weitaus übertreffen, ja wahre
Ideale der kleinen Schlosserei sind. Freilich sind auch die Preise von
entsprechender Höhe.
Schliesslich könnten wir noch die indischen und russischen Eisen-
arbeiten mit eingeschlagenem Silber und Gold erwähnen, deren das Mu-
seum eine grössere Anzahl von älterer und neuerer Arbeit besitzt. Sie
gehören aber doch wohl mehr dem Kunstzweig der edlen Metalle, also
der Goldschmiedekunst an, als den Eisenarbeiten. Letzteres Material
bildet nur die Unterlage, die Kunst daran bezieht sich auf die Anwen-
dung der edlen Metalle.
Rheinisch-Westfälisches Museum für Kennt-Industrie, verbunden mit einer
Kunstgewerbeschule.
Die Idee, welche der Gründung des South-Kensingbon-Museums zu Grunde gelegen,
ist eine fruchtbare geworden. Von der Ueberzeugung durchdrungen, dass technischen
Geschick und mechanische Vollkommenheit für viele Gebiete allein nicht hinreicht, das
Erzeugnis: concurrenzüihig zu machen, dass vielmehr auch der Furmen- und Farbensinn,
des Stylgeliihl, der Geschmack gepflegt werden müsse, hatten die Engländer dieses Mu-
eenm in's Leben gerufen. Schon nach wenigen Jahren zeigten sich günstige Ergebnisse,
die selbst die vorsorgliche Eifersucht der Franzosen weckten, obschon diese damals noch
nicht sehr gegründet wer.