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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 33)

„Die Hohlform ist weder sehr gross noch sehr schwer, hat eine 
feste Standiläche und kann mittelst zweier Handhaben mit Leichtigkeit 
bewegt werden. 
„Dieses kleine Monument ist ein Beitrag zur Kenntniss der Archi- 
tekturformeu aus der Zeit der römischen Republik, und gibt ein neuer- 
liches Zeuguiss für die grosse Uebung und Erfahrung, die die alten 
Römer in der Behandlung der Terracotta für architektonische Ornamente 
besessen." 
Die Stickerei-Ausstellung im Cursalnn. 
Frau Benkovits veranstaltete vom 15. April his zum 10. Mai zu einem wohlthä- 
tigen Zwecke eine Collectivausstellnng ihrer in den letzten Jahren angefertigten Sticke- 
reien, welche einen höchst interessanten Ueberhlick über die Geschmacksentwicklung auf 
diesem Gebiete der Kleinkunst und iiber die in den höheren aristokratischen Kreisen herr- 
schenden Bediirfnisse bot. Das Urtheil lautete im Allgemeinen dahin, dass in technischer 
Hinsicht Frau Benkovits durchaus auf der Höhe steht und wirklich Wunder-werke der 
virtnosesten Nadehnalerei geschaffen hat. Die beiden Kupferstich-lmitationen, „Die Charitas" 
und „Miramare' können als das Vollendetste gelten, was die Nadel in der Concurrenz mit 
dem Grnbstichel geleistet hat. Nur ist diese Concurrenz, die ein Jahr der mühsamsten 
Arbeit braucht, um ein Bild zu copiren, das in einigen Minuten von der Kupfer-platte ah- 
gezogen ist, im Principe zu verwerfen. Die Oelbilder-Imitationen in Seide und Chenille 
mit gemalten Gesichtern stehen technisch eine bedeutende Stufe tiefer, doch sind einige 
Partien so gut geglückt, dass wir nur wünschen, dieselben Mittel bei solchen Vorlagen 
verwendet zu sehen, welche direct fiir die Stickerei componirt sind. 
Die reichhaltige Ausstellung beweist uns, dass fir die innere Wohnungsdecoration 
die Stickerei eine noch weit griissere Verwerthung finden kann, da sie den meisten Gs- 
genstiinden durch ihren Schmuck erst die höchste Vollendung gibt. Der Uebergang zur 
orientalischen Ornamentation ist ein erfreuliches Zeichen, dass der Einfluss des k. k. Mu- 
seums sich mehr und mehr geltend macht. Die derben reliefartigen naturalistischen Muster 
sind fast ganz verschwunden, und wenn wir auch besonders bei Kirchenornamenten dem 
Blumenwirrwarr und dem barocken Schnörkel noch zu häufig begegnen, so ist doch der 
Sieg der stylisirten Ornamente entschieden. Ein Kleidungsstück der Gräün Kollonits 
in der Art der jetzt in Paris modernen bretonischen Costüme ist ein Prachtstück der Aus- 
stellung. Shawlartige Ornamente bedecken den hellblauen Stoß". 
Einige Polsterdecken, Tischdecken und Teppiche zeigen ebenfalls im Gegensatze 
zu den kirchlichen Gegenständen eine bessere Ornsmentik, was uns um so mehr wundert, 
als sonst stets die Kirche die höheren Aufgaben stellt und eine idealere Formensprache 
verlangt, als die alltägliche Wohuungsdecoration. Wie aber steht es mit der Symbolik, 
wenn eine kostbare Stickerei, welche den Namen Antipendium führt, die alte Bestimmung 
eines Ballkleides verrüth? 
Für Archäologen und Knnstkenner sind einige renovirte Gobelins und Tischdecken 
aus dem 16. und 17. Jahrhundert interessant. 
Es ist immerhin ein grosses Verdienst der Ausstellerin, dass sie in höheren Kreisen 
das Interesse tiir einen in Verfall gerathenen Kunstindnstriezweig zu fördern wusste, wel- 
cher fiir die gesammte Ornamentik von grosser Bedeutung ist und in seiner Regeneration 
das wahre Feld für Frauenerwerb wird. Für die Fehler der Mode ist keine einzelne An- 
stalt verantwortlich zu machen, sobald aber die bessere Richtung erkannt ist, ist es 
Ehrensache, sie zu pflegen und das wirklich Schöne auch zur Mode zu machen. Gute 
Vorbilder sind zunächst niithig, dann aber Schulen für weibliche Handarbeiten, in denen 
die Stickerinnen lernen, sich selbst gute Vorlagen zu entwerfen und die dem Materiale 
entsprechenden Ornamente zu linden. 
Wir würden den Leistungen der Stickereisnstalt der Frau Benkovits nicht ge- 
recht werden, wenn wir nicht das im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers ausge. 
führte Banner für den Wiener Miinnergesangverein, derzeit im österr. Museum 
ausgestellt. mit in Betracht zögen, da diese Arbeit das Meiste übertritTt, was im Cursalon 
ausgestellt gewesen ist. Wenn wir auch Einiges anders wünschen, so können wir doch 
nicht umhin, hervorzuheben, dass erst in jüngerer Zeit in Hinsicht der stylistischen Prin- 
cipien Anforderungen gestellt werden, die bisher ganz ignerirt wurden. Oberbanrath Prof. 
liunsen gab den Entwurf der Stickerei und überliess die technische Ausführung ganz
	        
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