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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 34)

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seren Lesern mittheilen. Wir legen auf die Gründung dieser Special- 
schulen das allergrösste Gewicht. Für die Nothwendigkeit, solche Schulen 
zu gründen, sprechen nicht nur die Erfahrungen , welche man im Aus- 
lande gemacht hat, nicht blos die Stimmen erster F achautoritäten Deutsch- 
lands, Englands und Frankreichs, sondern auch die schönen Erfolge, 
welche in Oesterreicb drei sehr gut geleitete Specialschulen, die beiden 
Schulen für Weberei in Brünn und Reichenberg und die Zeichenschule 
für Glasrafßneure in Stein-Schönau erzielt haben. Aber was sind drei Spe- 
eialschulen im Verhältniss der kolossalen Bedürfnisse der Kunstindustrie 
in der österreichischen Monarchie, zu den gesteigerten Anforderungen der 
Gesehmaeksbildung und den immer mehr wachsenden Gefahren der Con- 
currenz des Auslandesl? Wir sind fest überzeugt, dass in dem gegen- 
wärtigen Augenblicke nichts dringender ist, als die Gründung solcher 
Specialschulen für Möbel- und Bautischlerei in Wien, Ofen, Prag, für die 
ceramische Kunst in Ellbogen, für I-Iolzsehnitzkunst in Tirol, fiir Quincail- 
lerie-Industrie in Gablonz u. s. f. Wir freuen uns auch, dass hervorra- 
gende und patriotische Landesvertreter und Industrielle in den Kronlän- 
dern von denselben Anschauungen durchdrungen und. bereit sind, die 
Gründung solcher Specialschulen zu fördern und werkthältig dabei mit- 
zuwirken. 
Auch die Begründung gleichartiger Institute in Deutsch- 
land macht in diesem Augenblicke entschiedene Fortschritte. Die letzte 
Pariser Ausstellung hat in der Beziehung sehr viel genutzt, sie hat we- 
sentlich dazu beigetragen, die Ideen über die Bedeutung der Kunstin- 
dustrie zu klären und Staatsmännern und Industriellen die Nothwendig_ 
keit nahe zu legen, der Kunstindustrie der betreffenden Länder durch 
Gründung von Specialmuseen und Specialkunstschulen für Industrie eine 
solide Grundlage zu geben. Für Oesterreich und Deutschland, also für 
Mittel-Europa, haben solche Institute noch ausserdem den grossen prak- 
tischen Werth, dass dadurch die Möglichkeit geboten wird, dem Ueber- 
iiuthen des französischen Modegesehmackes einen Damm zu setzen und 
die eigene Kunstindustrie in höherem Grade exportfshig zu machen. 
Nicht blos in Berlin, Köln und Breslau, wie unsere Leser bereits 
wissen, sondern auch in Dresden und Hamburg sind bereits die ersten 
Schritte geschehen, um ähnliche Institute zu begründen ,'wie das öster- 
reichische Museum ist. In Hamburg ist man schon über die ersten An- 
fänge hinaus und in einer Richtung, welche in relativ kurzer Zeit gute 
Resultate zu liefern verspricht. Ueber die Bestrebungen in Hamburg, 
die Kunstindustrie zu fördern, werden wir demnächst unsern Lesern 
Nachricht geben.
	        
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