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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 36)

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beschäftigten, als dies bisher der Fall war. Denn abgesehen davon, dass 
die Grödner wie alle arbeitsamen Völker brav, tüchtig und sparsam sind 
und wenig geneigt dem Müssiggange zu leben, so erwächst ihnen nicht 
nur von München und Berchtesgaden aus eine Concurrenz, die von Jahr 
zu Jahr schwerer zu ertragen sein wird, sondern auch aus dem Sächsi- 
schen, wo man bestrebt ist, das Holzschnitzen als Hausindustrie einzu- 
führen. Es ist unbedingt nöthig, sich die Frage zur Beantwortung vor- 
zulegen, auf welche Weise man im Stande ist, eine bessere Waare zu 
erzeugen, und die Anzahl der Gattungen, welche dort gemacht werden, 
zu vermehren. Die Beantwortung dieser Frage führt uns auf die zwei 
Grnndbedingungen des gegenwärtigen Betriebes zurück, auf das Holz 
zum Schnitzeln und auf die Schule. 
Das Holz, welches in der Regel verwendet wird, ist Zirbelholz 
Es hat, so wenig es als Bau- oder Brennholz brauchbar ist, ganz vor- 
zügliche Eigenschaften für die Grödner Schnitzarbeit. Es ist sehr leicht 
zu bearbeiten, gleichförmig in der Textur und von geringem Gewicht. 
In früheren Zeiten war dieses Zirbelholz in den Wäldern unmittelbar bei 
St. Ulrich zu finden. Gegenwärtig aber ist in den Communalwäldern 
des Grödner Thales fast gar kein Zirbelholz mehr vorhanden und die 
Grödner sind genöthigt, das Schnitzholz aus den nächstliegenden Reichs- 
forsten Tschamberg, Schwarzwald und Flitzerwald zu holen, werwenden 
wohl auch bereits andere Holzarten, die minder gut oder minder leicht 
zu bearbeiten sind, wie Tannenholz und Lindenholz. zu ihren Arbeiten. 
Der Mangel an gutem Zirhelholz ist für das Thal eine grosse Calamität, 
welche sich von Jahr zu Jahr steigern wird. Würde die Forstverwaltung 
der genannten Reichsforste die Bedürfnisse der Grödner Industrie in 
höherem Grade in's Auge fassen, als es der Fall ist, so würde auf Jahre 
hinaus für den Holzbedarf des Grödner Thales gesorgt werden können. 
Die Communalvertretung von St. Ulrich hat sich deswegen bereits an die 
betreffende Forstbehörde gewendet, bisher jedoch keine genügende Ant- 
wort erhalten. Es scheint, dass die Forsthehörden die Grödner zwingen 
wollen, das gefällte Holz in Bozen oder Brixen zu kaufen, während die 
Grödner behaupten, wenn sie das Holz nicht direct in den Wäldern, 
sondern erst auf den Märkten an den genannten Orten kaufen. der Preis 
des Holzes sich so sehr steigert, dass es für die Schnitzarbeiten nicht 
mehr zu verwenden ist. Auch ist ein nnlösbarer Widerspruch vorhanden 
zwischen den Angaben über den Zirbelholzstand in den Wäldern, wie sie 
von Seite der Forstleute und anderseits von den Grödnern gemacht 
werden. Während diese behaupten, es sei viel und altes Zirbelholz in 
den Staatswaldern vorhanden, wird von der anderen Seite eine so geringe 
Summe von Zirbelholzbäumen angegeben, dass, wenn die Angabe richtig 
ist, die Holzindustrie izn Grödner Thale ernsthaft gefährdet wäre. 
Thatsache ist es jedenfalls, dass in den Orten, wo die Schnitzarbeit
	        
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