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aus Ludwigsburg und Ludwig Seitz aus Wien mit Preisen betheilt zu
sehen. Heuer zum ersten Male kommt eine Bestimmung der Gesellschafts-
statuten zur Ausführung, welche flir die Schule von besonderer Wichtig-
keit ist; es werden nämlich heuer in den grossen Ferien mehrere Zög-
linge der Kunstgewerbeschule, unter Leitung des Directors Storck, eine
Studienreise nach Süd-Tirol und Ober-Italien unternehmen, zu dem
Zwecke, um kunstgewerbliehe Aufnahmen zu machen, mit besonderer
Rücksicht auf Innen-Decoration, Mobiliare und Wanddecoration. Aus dem
Fonds der Gesellschaft wurden an 17 Zöglinge aus den Ländern beider
Reichshälften wie auch vom Auslande Stipendien verliehen. Der Ver-
waltungsrath der Kunstgewerbeschule hat jedoch beschlossen, die Zahl
der Stipendien nicht mehr zu vermehren, sondern die Einnahmen der
Gesellschaft für Aufnahmen und Reisestipendien zu verwerthen. Mit dem
Ausdrucke des Dankes wird zur Kenntniss gebracht, dass der Curator
Graf Joh. Waldstein "einen Preis von 2000 H. zur Erhaltung eines die
Malerei ersetzenden Decoratiousmittels von Wandflächen gestiftet hat.
Schlicsslich wird noch mitgetheilt, dass gegenwärtig die Kunstgewerbv-
schule 216 Zöglinge zählt und dass die Aufnahme neuer Zöglinge in Folge
von Raumüberfüllung sistirt werden musste. Der vom Cassier der Gesell-
schaft erstattete Cassenbericht gibt bekannt, dass die Summe der Eingänge
4.459 H. betrug und dass das Jahr mit einem Guthaben von 285 H. ab-
schliesst. Der Vermögensstand der Gesellschaft beziEert sich mit 57.94.0 H.
Die zum Austritte bestimmt gewesenen Verwaltungsräthe Fr. Freiherr
v. Wertheim und Aug. Kitschelt wurden wieder gewählt.
(Antike Bronzemaske.) In den Besitz des Oesterr. Museums ist
eine antike Bronzernaske übergegangen, die bisher Eigenthum des Herrn
Majors Demeter Papasoglu in Bukarest gewesen ist. Herr Professor
Dr. O. Bendorf, dessen Vermittlung das Museum diese Erwerbung ver-
dankt, berichtet darüber in den "Mittheilungen der Centralcommissionu
(Jahrg. 1873, November - December, pag. 332): "Den wichtigsten Be-
standtheil der Sammlungen der Herren Bolliak und Papasoglu bildet
nebst einem lntaglio in Achat eine 1863 im AltHusse bei Riesca gefun-
dene, 0,239" hohe, 0,21m breite, 0,12m tiefe Gesichtsmaske aus 0,0031"
dickem Bronzeblech, auf deren lnnen- und Aussenseite der Name des-
Besitzers oder Verfertigers T. PII. PRISCI in punktirten Lettern steht.
Sie ist unbärtig, in idealen Formen gehalten und zeigt einen Eichenkranz
im Haar. Ueber der Stirn und an den hinteren Enden der Backen sind
kleine Löcher, die zur Befestigung von Bändern beim Tragen der Maske
dienten; für diesen Gebrauch sind auch Lippenspalte, Nasenlöcher und
Augenhöhlen durchgebrochen. Ein zweites Exemplar einer Bronzemaskegl
fügt Prof. Bendorf 1n der Anmerkung hinzu, "befindet sich im Museum
in Belgrad, etwas beschädigt, aber von schöner Arbeit. Andere hat Prof."
E. Hlibner in den Jahrb. des Alterthumsvereines im Rheinlande, 1873,
p. 174, lehrreich zusammengestellt; sie finden sich im Museo Gregoriano
in Rom, im British Museum in London, in den Sammlungen von Metz
und Mainz. Es sind Anstalten getroden, diese interessante Classe von Mo-
nurnenten, deren praktischer Zweck vorläufig nicht mit Sicherheit zu be-
stimmen ist, in einer eigenen Publication zu vereinigen."
(Kunetgewerbemuseum in Rom.) Am 1. März wurde in Rom
in dem ehemal. Convent S. Lorenzo in Lucino ein Museo d'Arte appli-
cata all' lndustria eröffnet. An der Spitze dieses lnstitutes steht ein Co-