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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1868 / 39)

deutend und noch zu Anfang und im ersten Viertel dieses Jahrhunderts 
gab es in Prag eine Menge zum Theile bedeutender Kunstsammlungen. 
Ich erinnere hier nur an die berühmte Sternhergsehe Kupferstichsamm- 
lung, an die KolleFsche Sammlung antiker Vasen und so manche andere 
schöne Collectionen, die seither, angezogen durch die enormen anderwarts 
für Knnstsachen gezahlten Preise, über die Grenze gewandert sind. 
Manche Kirchen auf dem flachen Lande, namentlich in Gegenden, 
die weniger den Stürmen der verheerenden Kriege, die über Böhmen hin- 
zogen, ausgesetzt waren, bewahren noch heute beaehtungswerthe Kunst- 
schätze; dasselbe ist in vielen Klöstern und alten Adelssitzen der Fall 
und so lässt sich für kunstgeiverblit-hes Studium, wie unsere Ausstellung 
gezeigt hat, noch immer ein schönes nnd im hohen Grade lehrreiches 
Materiale zusammenbringen; - ja, wenn die vorhandenen Ausstellungs- 
räumlichkeitcn ausgereicht hätten, wäre leichtlich eine doppelt und drei- 
fach grosse Menge zur Schau gebracht worden - eine Erfahrung, die 
nur ein Sporn für künftige Ausstellungen sein kann. 
Die Räume des ersten Stockwerkes des Ausstellungsgehäudes waren 
zur Gänze dieser Abtheilung, von der ich heute sprechen will, nämlich 
den alten Kunstgegenständen gewidmet. Das erste Zimmer von bedeuten- 
tender Ausdehnung, enthielt die Möbel und Holzarbeiten, auf den Wän- 
den hingen drei Gobelins, niederländische Arbeiten des achtzehnten Jahr- 
hunderts, die aus dem Besitze des allerhöchsten Hofes mit dankenswerther 
Muniiicenz für die Zwecke der Ausstellung hergeliehen und nach Prag 
gesendet worden waren. 
Durch die ziemliche Gleichartigkeit nach Entstehungszeit und Styl 
der Mehrzahl der hier vorhandenen Möbel, durch die reiche und schöne 
Wirkung der mit den Gobelins geschmückten Wandflächen bildete das 
Ganze ein harmonisches, prächtiges Ensemble, bei dem die einzelnen 
Stücke, die in früheren Zeiten ohnehin immer auf grössere Wohnungs- 
riiume berechnet waren, zur vollen und schönen Geltung gelangten. 
Das anstossende Zimmer enthielt die Sammlung von Poterie und 
Glas. Auf einer mächtigen, zwei Seiten des Zimmers einnehmenden Eta- 
gere waren die italienischen, deutschen und holländischen Thonarbeiten 
des sechzehnten bis achtzehnten Juhrhunderts in einer dem historischen 
Entwicklungsgange der Thonbildnerei sich möglichst anschliessenden Weise 
aufgestellt; in verschiedenen Vitrinen Alt-Meissner und Alt-Wiener Por- 
cellan und eine gewählte Collection alt-venetianer, altrdeutscher und älterer 
böhmischer Gläser. Die Gegenstände dieser Abtheilungen waren zum 
allergrössteu Theile der gewählten Sammlung des Hrn. Adalbert Ritter 
von Lanna entnommen, die durch ihren Reichthum und die Liberalität, 
mit der ihr Besitzer sie zur Verfügung stellte, wesentlich mit zu dem 
schönen Resultate der Ausstellung beitrug.
	        
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