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Goldschmiedekunst nebst feineren Metallarbeiten, Emailen, Hand-
schriften und gedruckte Bücher füllten ein Zimmer und eine daran-
stossende Gallerie.
Nach dieser Hüchtigen Umschau in der Eintheilung der Ausstellung
wollen wir noch einigen hervorragenden Nummern unsere Aufmerksam-
keit zuwenden, indem wir hierbei wiederum der Eintheilung des Katalo-
ges folgen.
Die Emailmalerei war durch gute Beispiele beinahe aller Arten ver-
treten; chinesische Cloisonäs hatte Se. Exc. Herr Graf Zichy gesendet,
prächtige, den Besuchern des Museums zum Theile bekannte Stücke. Die
Anerkennung des Werthes und der Anwendbarkeit ihrer zum Theile höchst
geschmackvollen Dessins fängt namentlich in England an, sich Bahn zu
brechen, wo z. B. die Firma Minton sie für Decorirung von Thec-
Servicen aus Porcellan und Fayence verwendet. Das auf der Ausstellung
unvertretene byzantinische und mittelalterliche Email cloisonne hatte in den
chinesischen Emailen seine wenigstens für die technische Seite einiger-
massen ausreichende Repräsentation. Das limnsiner und rheinische Emnil
champlevee war durch mehrere gute und ein ganz vortretfliches Stück
vertreten. Es ist dies ein dem Ritter von Neuberg gehöriges Reliquie-
rium (658), das zu Anfang dieses Jahrhunderts bei der Grundgrabung
eines Hauses in Prag gefunden wurde. Es hat die Gestalt eines kleinen
Häuschens auf quadratischem Grundrisse. Die Seitenflächen sind mit theils
in flachem Relief gebildeten, theils eingravirten Darstellungen bedeckt
Die Frische und der leuchtende Glanz der Emailfarben sind Eigenschaften,
die die alten Emailen weit vor allen neueren derartigen Hervorbringnn-
gen auszeichnen und die jene der sorgfältigen technischen Durchführung
und namentlich auch der feinen vollendeten Politur verdanken. Mit wel-
chem mühevollen Fleisse sie hervorgebracht wurde, zeigt die Anleitung,
die, Theophilus in seinem „lliversarum artium shedula" im Capitel de
polfendo eleetro (über das Poliren des Emails) dafür gibt. Von Limon-
siner Emailen des sechzehnten Jahrhunderts, chinesischen Emailen auf
weisscm Grunde und Dosenmalereien waren gute Repräsentanten und
von der zuletzt genannten Gattung von den Herren Zdekauer, Pfeiffer
und Lanna ganz Vortreliliches ausgestellt. i
Von alten Glasmalereien: eine hübsche Scheibe aus dem fünfzehnten
Jahrhundert (1730) und einige brillante Fensterchen aus dem sechzehn-
ten Jahrhundert, ersteres Hrn. Anton Richter, letztere Hrn. Dr. C.
S chäffne r gehörig.
Die Abtheilung fur Schritt, Druck und graphische Künste hatte,
wenn genügender Raum vorhanden gewesen wäre, zu einer besonders für
die Geschichte der Handschriftenmalerei höchst wichtigen Zusammenstel-
lung werden können, denn eine unvergleichliche Menge der schönsten
derartigen Kunstdenkmäler enthalten sowohl die Prager Universitäts-
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