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tage in ihrem vollen Werthe wieder gewürdigten Kunst. Auch die hohen
Leistungen des Orientes waren nicht vergessen und durch ausgezeichnete
Exemplare chinesischer und japanesischer Porcellane und persischer
Fayencen reich illustrirt. Ein ganz besonders reizendes und interessantes
Ensemble bilden die deutschen Stein- und Thonkrüge des sechzehnten
und siebzehnten Jahrhunderts und wahre Prachtexemplare von Thon-
kacheln verzierten jede benutzbare Wandiliiche. So bildete dieser Poterie-
Saal den wirklichen Glanzpunkt der gesarnmten Ausstellung, und wiin-
sehenswerth wäre nur, dass aus dem angehäuften Materiale die Kunst-
industriellen Böhmens jenen Nutzen gezogen hätten, den es bei verstän-
diger Benützung in so reichem Masse zu bieten irn Stande ist.
Der „Möbel" haben wir schon vorhin Erwähnung gethan. Die Zunft-
laden, Kleidertruhen und Bahuts sind ein für die heutigen Bedürfnisse
ausser Gebrauch gesetztes Geräth, doch lässt sich aus ihnen in lehrrei-
cher Weise beobachten, wie eine künstlerisch hochstehende Zeit diese
sicher oft ungefügigen und schwierig zu behandelnden Formen zu beleben
wusste. Unter den Boulearbeiten gab es in ihrer Art vorzügliche Stücke,
wie der auch historisch interessante Schreibtisch der Gräfin v. Königs-
mark, nachmaligen Aebtissin von Quedlinburg (1461).
Von Arbeiten in verschiedenen Metallen, orientalischen und euro-
päischen Bronzen, Eisen-arbeiten und Waffen zählt der Katalog etwa 200
Nummern auf. Zu den zuletzt genannten hatte namentlich das gräflich
Waldsteidsche Museum in Dux schöne Beiträge geliefert.
Verhältnissmässig nicht weniger bedeutend als die als vortrefflich ge-
schilderte Gefassbildnerei, war durch eine Reihe wahrhaft künstlerisch wich-
tiger Werke die Goldschmiedekunst vertreten. Vier prachtvolle gothischo
ltlonstranzen, darunter auch die berühmte Scdlecer, einige Reliquiarien
derselben Stylepoche und eine Anzahl schöner Arbeiten der Kunst der
Renaissance machten dieses Gemach zu einer wahren Schatzkammer kirch-
licher und weltlicher Goldschmiedekunst. Zu erwähnen sind ganz besnnv
ders Nr. 1649 Reliquiariuin in Form einer Bisehofsmiitze, ein Geschenk
Kaiser Carl IV. an die Prager Goldschmiedezunft, ferner Nr. 1650 ein
tafelformiges Reliqniarinm mit getriebenen Reliefdarstellungen , ein ita-
lienisches Werk, etwa aus dem letzten Drittel des vierzehnten Jahrhun-
derts, Eigentbum des Stiftes Strahof, und vieles Andere, zu dessen Be-
sprechung hier der Raum mangelt.
Nicht unerwähnt können wir noch schliesslich lassen, dass eine pho-
tographische Publication der wichtigsten Objeete der Ausstellung unter-
nommen wurde. Es sind hievon etwa G0 Blätter ausgegeben worden. Die
sehr gelungenen, gegenwärtig im Museum ausgestellten Photographien, die
die Gegenstände in einer Grösse wiedergeben, die die Details vollkommen
genau entnehmen lässt, sind vom Photographen Friedrich in Prag aus-
geführt und von dem Comite-Mitgliede Prof. Ernst Popp herausgegeben.