in welcher auch die Metall-Industrie, die ceramische und Glas-Industrie, Chemiker, welche
mit Emailfarben sich speciell beschäftigen, dringend nöthig hat.
Die Metall-Industrie ist in Wittenberg durch das Lauchhammer-EinsiedePsche Eisen-
werk, die Wilhelmshiitte zu Seesen in Braunschweig, Gladenbeck, Kramme und
Peters in Berlin vertreten. Die norddeutsche metallurgische Privat-Industrie, insofern sie
fignralen Brenzeguss, nruamentnlen Eisenguss und Zinkguss hetrißt, ist der süddeutschen
weit überlegen; im ornamentnlen Bronzeguss sind hingegen Hollenbach, Hanusch in
Wien den nnrddeutscben Industriellen weit vorzuziehen, so anerkennenswerth auch die Be-
strebungen von Kramme sind. Bemerkenswerth sind die Schlosserarbeiten in Schmiedeeisen
von Puls in Berlin, Was Buchbinderei, die Industrie in Glas (einiges Gute brachte die
Glasmalerei), Porcellan nndTbon, wenn wir einige scliüne Arbeiten in Oefen (insbesondere
Seidel in Dresden, Dnvigneau in Magdeburg, Teichert in Meissen) ausnehmen, he-
trifft, so ist wenig Gutes zu melden. In diesen Gebieten sieht es in Norddeutschland
nichts weniger als befriedigend aus. Noch ärger steht es auf dem Gebiete der Stickerei.
Da thun Kunstgewerbschulen noth, und vor Allem eine intelligentere Leitung und Beauf-
sichtigung des gesammten Zeichen- und Modellir-Unterriuhtes in Gewerbe- und Realschulen.
In fast allen diesen Zweigen der Kunst-Industrie ist das Ausland Deutschland überlegen.
Dieselbe Wahrnehmung muss man auch auf dem Gebiete der Kunsttischlerei machen.
Abgesehen davon, dass einige Tischlerarbeiten da. waren, die schon vor längerer Zeit als
Paradestiick gemacht, von einer Ausstellung zur anderen wandern; abgesehen daven, dass
fast nirgends der Zeichner oder Architekt genannt wurde, von denen die Entwürfe zu den
Möbeln herrühren, zeigen die meisten Tischlerarbeiten eine bedenkliche Verwirrung in der
Stylrichtnng. Nur selten sieht man eine richtige Verwendung des Ornamentes, eine zweck-
miissige Ccnstmction. eine gesunde Stylrichtnng. Allerdings ist die Wittenberger Ausstel-
lung nicht so reich besehickt, dass man sich ein Bild der mitteldeutschen Knnsttischlerei
machen könnte. Nur wenige Berliner Tischler haben ausgestellt am meisten und relativ
am besten die Commandit-Gesellschaft für Hnlzschnitzkunst, Jtenaissance", in Berlin und
Stüvesand in Berlin und Karlsruhe. Aber nach den Proben, die eben vorlagen, kann
man im Ganzen und Grossen keinen günstigen Schluss auf den Stand der Kunsttischlerei
machen. Besser stand es mit der Parqueten-Fahricstiou, insbesondere bei den Firmen
Bauer in Breslau und Berlin und Wirth und Wagner in Stuttgart.
Die Gesarnmtzabl der im Katalog erwähnten Aussteller betrug 1018; die der Mitglieder
des Berliner Kiiusllervereines 24, die des Architektenvereines 19. Der Katalog ist zweck-
rniissig abgefasst; das Gebäude aus l-lolz gut construiert. Alle ausgestellten Gegenstände
sind hinlänglich beleuchtet. Das Ganze gewährt einen guten Ueherblick.
Oesterreir-Hs Kunstindustrie war auf dieser Ausstellung sehr wenig vertreten. Von
den Industriellen, die im n. ö. Gewerbeverein anmeldcten, sind nur wenig erschienen.
Diese wenigen repräsentierten ihre Branche ganz gut.
Die deutschen Industriellen, die auf solchen kleineren Ausstellungen vereinzelt auf-
treten, ohne mit ihren hervorragenden Fachgenossen im Inlande wie im Auslande in die
Schranken treten zu können, würden sich graben Selhsttänscliungen hingehen, wenn sie
glauben würden, auf diesen eben genannten Gebieten bereits bedeutende Erfolge errungen
zu haben, und wenn sie goldene oder silberne Medaillen für etwas Anderes ansehen wür-
den, als einen Act der Ceurtoise, der ihnen gegenüber geiibt wird. Wir werden gelegentlich
auf dieses Thema noch ausführlicher zurückkommen und die Stellung beleuchten, welche
die mitteleuropäischen Regierungen dem Ausstellungswesen gegenüber einnehmen.
Arbeiter-Indnstriesusstellnng in Wien.
Die vom Arl-eiterbildungsverein im März vor. J. beschlossene Arbeiter-Industrie-
ausstellung soll im August oder September d. J. stattfinden. Das Comitä nennt dieselbe -
die beiden früheren Arbeiter-Industriesusstellungen ignorireud -- „Erste allgemeine öster-
reichische Arb. Ind. Ausst." und verößentlieht für dieselbe ein Programm, welches nach
einer etwas phrasenhaften Ansprache an die ,Arheiter und Arbeiterinnen Oesterreichs" im
wesentlichen Folgendes bestimmt:
l. Zugelassen werden nur eigene Arbeiten der Aussteller, und zwar:
u) Kunstindustrielle und industrielle Erzeugnisse von Arbeitern und Arbeiterinnen so
wie von Lehrlingen der ganzen österreichischen Monarchie.
b) Erzeugnisse von Schülern der Gewerbeq Real-Schulen und teehnischenlielimnstalten.
c) Dilettanten-Arbeiten, wenn selbe einen künstlerischen oder industriellen Wenh haben.