.979
Thaler wird namentlich auf Vermehrung der im Interesse des Kunstgewerbes angelegten
„V orbildersammlun g für A rcbite k tur und Kn n stgewerbe" verwendet werden.
Das Museum selbst ist an der Nordseite der Stadt Weimar auf ansteigendem Terrain
und in der Axe der auf das hochgelegene Bahnhofsgebäude hinfiibrenden Sophienstrnsse
errichtet, Vor der nach Süden der Stadt angewendeten Hauptfacade dehnt sich ein freier
Platz aus, welcher künftig mit einem Brunnen geschmückt und durch Bnmpenwege mit
der Fortsetzung der Sophienstrasse nach dem Platz vor der Hofkirche verbunden wer-
den wird.
Das Gebäude, im Style italienischer Renaissance gehalten, baut sich über einem
hohen Rnsticaparterre in zwei Hanptgescbossen auf. Vier kräftige, mit Pilastern beklei-
dete Eckpavillons, deren Attika über das Hauptgesims des zweiten Stockwerks heraus-
ragt, gliedern den Körper des Gebäudes und eontrastiren durch vorwiegende Manermassen
mit den dazwischen liegende Facaden, welche an 'den Langseiten und an den Schmal-
seiten des ersten Geschosses sich in weiten Rnndbogenarcaden, an den Schmalseiten des
zweiten Geschosses in Rundbogenfenstem öffnen, während ein hohes Knppeldach mit der
Oberlichtößnung des Treppenhauses die Krönung des Gebäudes bildet.
Das Museum ist als Matcrialban durchgeführt und wurde für den Unterbau Tuff-
stein uns den weimarischen Brüchen, für die oberen Geschosse aber feinkörniger Sandstein
und zwar aus den Brüchen von Nebra bei Naumburg, zum grösseren Tlieile aber aus
Berka verwendet.
Der Scnlpturenscbmuck ides Aeusseren beschränkt sich auf 14 in Sandstein ausge-
führte Figuren. welche die Zwickelfelder der sieben Areaden des ersten Geschosses in der
I-Ianptfacade einnehmen. Vom Bildhauer Robert Haertel in Dresden ausgeführt, stellen
dieselben die heidnische und christliche Kunst dar und zwar, von links anfnngend:
I. Aegyptiscbe und griechische Baukunst; lI. griechische nnd römische Sculptnr in Stein
und Metall; III. Gefüss- und Frescomalerei; IV. (Mittelbogen) Genien der bildenden Kunst:
Geschichte und Poesie; V. Glas- und Oelmalerei; VI. Bildschnitzerei und Erzguss;
VII. romanische und gothische Baukunst.
Ueber eine breite Granitfreitreppe mit ansteigenden Rampen, für deren Wangen-
piedestale Löwen bestimmt sind, bctritt man die in drei Arcadenthoren und vier Fenstern
sich nach Süden ötfnende Vorhalle des Geschosses.
Von hier aus fiibrt, dem Eintretenden gegenüber, zwischen zwei cannelirten
Säulen die Treppe von bairiscbem Granit, deren Eingang zwei Antenpfeiler begrenzen,
in geradem Lauf nach dem ersten Podest des Treppenhnuses; daneben führen Thiiren in
die Vorraths- und Dienstrüume, während links und rechts die Eingangsthiiren in den
südwestlichen und südöstlichen Pavillon führen. Die Pavillons sind innen richt-
eckig und an den Eckwiinden mit Nischen zur Aufnahme plastischer Werke versehen.
Aus beiden, von welchen der westliche als Eingang benutzt wird, führen Thürcn in die
grossen Seitensäle des ersten Geschosses, je mit vier grossen Arcadenölfnungen nach
Osten und Westen geöEnet, deren Decke von drei Säulen getragen wird, und deren
beträchtliche Tiefe den ganzen Raum unter den Oberlichtslilen und Seitenzimmern des
zweiten Geschosses einnimmt. Die hier anstossendcn nordwestlichen und nord-
östlichen Pavillons bilden die Verbindung mit der in acht Arcadenbogen geötfneten
nördlichen Galerie des ersten Geschosses. Diese Galerie, durch den umlaufenden
Fries der I-Iermannsschlacht von Haertel geschmückt, ist nebst dcr ganzen Westseite
des ersten Geschosses zur Aufstellung plastischer Werke bestimmt; der östliche Seiten-
saal nebst anstossenden Pavillons enthält die Vorbildersammlnng für Architektur und
Kunstgewerbe nebst der Ausstellung neuer kunstgewerblicher Erzeugnisse.
In die Eingangshalle zurückgekehrt betritt man das Treppenhaus, von dessen
erstem Podest ans beide Treppe-norme rückwärts zn einer Loggin emporsteigen. Letztere
ist von drei Kuppelgewölben bedeckt, auf zwei Säulen ruhend, deren Schiifle von polirtem
schwarzen Marmor, deren Basen und Kapitäle von weissem carrarischen Marmor ausge-
führt sind. Aus dem mittleren Bogen der Loggia erblickt der Bcscbauer die in der
Mittelnische der Nordwand aufgestellte kolossalo Mnrrnorgruppe Goethe und Psyche von
Steinhliuser; die Wnndtläuhen des Treppenhanses, welche in halben Tonnengewölben
nach dem Oberlichte emporsteigen, sind bestimmt, mit Wandgemiilden geschmückt zu
werden.
Drei Thüren führen aus der Galerie des Treppenbauses in die inneren Riilllne
des zweiten Geschosses, südlich nach der über der Eingangworhnlle gelegenen Galerie.
welche die Knnstblättersammlnng enthält, westlich nnd östlich in die beiden gmssen
Oberlichtsäle, von denen ersterer nebst den anstossondcn Seitenzimrnern die Gemälde,
letzterer die Cartons und eingerahmteu Zeichnungen enthält. (Die Zeichnungen Carstens,
Cornelius Entwürfe zu den Fresken der Friedhofshalle in Berlin, Schwindä Sieben Raben
und heilige Elisabeth, Genellfs Bnchus unter den Seeränbem n. n. m.)