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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 213)

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Katalog der Theodor Graf 'schen Funde in Aegypten. 
114. 
115. 
Von Professor Dr. J. Ka ra b a c e k. 
(Fortsetzung) 
Rothes kurzärmeliges Kinderkleid mit geschweiftem Schnitt und 
unteren Randschlitz, aus festem, dichtem Wollstoff. Auf der linken 
Brustseite ist ein grosser blauwollener, mit überschossener weisser 
Musterung dessinirter Lappen (tabula) als Modeabzeichen aufgenäht. 
Ein grosses, sehr merkwürdiges, als Leichentuch gebrauchtes Linnen- 
stück, dessen eigenthümlicb verschlungene geometrische Ornamente 
aus langen, unaufgeschnittenen Plüschnoppen bestehen. Die Farben 
sind: roth, gelb, grün und schwarz. 
116a. Grosses Kibätij-Leinen (s. Anm. zu Nr. 81), verziert mit farben- 
kräftiger Gobelinmusterung. Die Fläche ist mitReihen von abwechselnd 
grösseren und kleineren Herzblattmotiven besetzt, dazwischen als 
Hauptmotiv ein grosses Rundmedaillon, das von vier etwas kleineren 
Kreisornamenten umgeben ist. Ein Todtentuch. 
1 16 b. Kibätij-Linnen von ursprünglich derselben Anordnung der Ornömenfik- 
117. 
118. 
119. 
Erhalten ist nur ein mit einer buntfarbigen Rosette gefülltes Runde 
medaillon. Ueberrest eines Todtentuches. 
Grosses Bruchstück eines schönen uni-gestreiften Baumwollentuches 
verziert mit farbenprächtigen grossen Gobelinornamenten: ein auf- 
geschnittener Granatapfel mit kernreichem Inhalt ist umgeben von 
vier Blättern. Dieses Muster wiederholt sich. 
Dieses Todtentuch mag wohl einen weiblichen Leichnam umhüllt haben, 
wenigstens galt die Granate bei den Römern als Symbol ehelicher Fruchtbarkeit. 
Die bildliche Darstellung des Apfels als entsprechende Weihgabe rnag daher zu 
dieser Vorstellung in Beziehung stehen, wie denn auch Granatapfel von Thon mit 
deutlicher Votivbestimmung thamichlich in römischen Gräbern gefunden worden sind. 
Grosses Bruchstück eines herrlichen befransten Baumwolltuches 
(Todtenlacken), combinirt mit fünf grossen farbenprächtigen Rund- 
rnedaillons in Gobelinarbeit (s. Nr. 116a), dazwischen kleine Blüthen- 
ornarnente. Die grünen Medaillons tragen aufgelegt eine rothe Rosette, 
deren gelber Kern (Fruchtknoten) abwechselnd ein schwarzes Bal- 
samfiäschchen (äpüßakoc) und das Bild eines schwarzen Schwans 
zeigt. Eine deutliche Anspielung auf den Todtencult. 
Bfuchstück eines Kinderkleides aus feinem weichen safrangefärbten 
Wollenribs, der eingesäumt und am untern Rande mit einer gedrehten 
Schnur besezt ist. Querüber laufen zwei mit der Textur combi- 
nirte Gobelinstreifen in zarter Dessinirung, d. h. dieselben sind mit 
directer Benützung der Gewebekette eingearbeitet, sie bilden also 
mit dem Wollribs eine Fläche und sind planae (in Gegensatz zu 
den striae insutae und intextae). Schadhafte Stellen sind durch Un- 
terlegung mit einem andern gelben Wollstoli" ausgebessert.
	        
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