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Katalog der Theodor Graf 'schen Funde in Aegypten.
114.
115.
Von Professor Dr. J. Ka ra b a c e k.
(Fortsetzung)
Rothes kurzärmeliges Kinderkleid mit geschweiftem Schnitt und
unteren Randschlitz, aus festem, dichtem Wollstoff. Auf der linken
Brustseite ist ein grosser blauwollener, mit überschossener weisser
Musterung dessinirter Lappen (tabula) als Modeabzeichen aufgenäht.
Ein grosses, sehr merkwürdiges, als Leichentuch gebrauchtes Linnen-
stück, dessen eigenthümlicb verschlungene geometrische Ornamente
aus langen, unaufgeschnittenen Plüschnoppen bestehen. Die Farben
sind: roth, gelb, grün und schwarz.
116a. Grosses Kibätij-Leinen (s. Anm. zu Nr. 81), verziert mit farben-
kräftiger Gobelinmusterung. Die Fläche ist mitReihen von abwechselnd
grösseren und kleineren Herzblattmotiven besetzt, dazwischen als
Hauptmotiv ein grosses Rundmedaillon, das von vier etwas kleineren
Kreisornamenten umgeben ist. Ein Todtentuch.
1 16 b. Kibätij-Linnen von ursprünglich derselben Anordnung der Ornömenfik-
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118.
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Erhalten ist nur ein mit einer buntfarbigen Rosette gefülltes Runde
medaillon. Ueberrest eines Todtentuches.
Grosses Bruchstück eines schönen uni-gestreiften Baumwollentuches
verziert mit farbenprächtigen grossen Gobelinornamenten: ein auf-
geschnittener Granatapfel mit kernreichem Inhalt ist umgeben von
vier Blättern. Dieses Muster wiederholt sich.
Dieses Todtentuch mag wohl einen weiblichen Leichnam umhüllt haben,
wenigstens galt die Granate bei den Römern als Symbol ehelicher Fruchtbarkeit.
Die bildliche Darstellung des Apfels als entsprechende Weihgabe rnag daher zu
dieser Vorstellung in Beziehung stehen, wie denn auch Granatapfel von Thon mit
deutlicher Votivbestimmung thamichlich in römischen Gräbern gefunden worden sind.
Grosses Bruchstück eines herrlichen befransten Baumwolltuches
(Todtenlacken), combinirt mit fünf grossen farbenprächtigen Rund-
rnedaillons in Gobelinarbeit (s. Nr. 116a), dazwischen kleine Blüthen-
ornarnente. Die grünen Medaillons tragen aufgelegt eine rothe Rosette,
deren gelber Kern (Fruchtknoten) abwechselnd ein schwarzes Bal-
samfiäschchen (äpüßakoc) und das Bild eines schwarzen Schwans
zeigt. Eine deutliche Anspielung auf den Todtencult.
Bfuchstück eines Kinderkleides aus feinem weichen safrangefärbten
Wollenribs, der eingesäumt und am untern Rande mit einer gedrehten
Schnur besezt ist. Querüber laufen zwei mit der Textur combi-
nirte Gobelinstreifen in zarter Dessinirung, d. h. dieselben sind mit
directer Benützung der Gewebekette eingearbeitet, sie bilden also
mit dem Wollribs eine Fläche und sind planae (in Gegensatz zu
den striae insutae und intextae). Schadhafte Stellen sind durch Un-
terlegung mit einem andern gelben Wollstoli" ausgebessert.