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es dürfte wohl schon im nächsten Jahre der praktische Versuch gemacht
werden, in solcher Art glasirte Ziegel zur inneren Decoration von Kirchen-
ränmen zu verwenden. Auch die Anwendung von Emails mit Metall
nimmt mehr und mehr die Aufmerksamkeit der Kunsttecliniker in An-
spruch, da es sehr wahrscheinlich ist, dass in der nächsten Zeit die
Mode hlos glatter und undecorirter Bronzewaaren dem Gebrauche] mit
Email decorirter Bronzegegenstände weichen wird.
Sehr interessant und zugleich sehr gelungen waren die künstlichen
Blumen (Alpenblumen, vorzugsweise Farren und Gräser), welche die
Gräfin Baudissin im österr. Museum ausgestellt hat und die sie in
Steiermark erzeugt. Die Blumen sind unzweifelhaft das Beste, was bisher
auf diesem Gebiete in Oesterreich geleistet wurde. Es wäre nur zu
wünschen, dass sich auch der Mann findet, der diesen Zweig der Kunst-
industrie für den Handel zu übernehmen bereit sein würde.
Die deutsche Kunstindustrie, speciell die Wiener, halt sich fort-
während auf der Höhe ihrer Aufgaben; aber man darf nicht verkennen,
dass gegenwärtig das Ausland die grössten Anstrengungen macht, um
den Einiiuss Oesterreichs auf diesem Gebiete zu beschränken und zu
begränzen. Es wird daher in der nächsten Zeit nöthig sein, um der
wachsenden Concurrenz des Auslandes zu begegnen, ununterbrochen An-
strengungen zu machen, damit Wien nicht blos das Terrain behaupte,
welches es schon besitzt, sondern auch seinen Einfluss möglichst erweitere.
In unseren Museen und Kunstsammlungen ist im verflossenen
Jahre eine wesentliche Veränderung nicht vorgekommen. Das wichtigste
Ereigniss ist die neue Aufstellung und Ordnung der kais. Gewehr- und
Sattelkammer, die in ihrer gegenwärtigen Form den Anforderungen
der Kunstfreundc entspricht.
Das hervorragcndste Ereigniss auf dem Gebiete der Kunst- und
Gewerbeschulen ist die Eröffnung der Kunstgewerbeschnle des
ö s t e r r. M u s e u m s. Diese Kunstgewerbeschule ist im October des
Jahres 1868 in allen ihren Abtheilungen eröffnet worden und ist sowohl
mit Lehrkräften als mit Lehrmitteln vorzüglich ausgestattet. Sie besteht
bekanntlich aus einer Vorbereitungsschule und vier Fachschulen. Ihre
Aufgabe ist in erster Linie, kunstgebildete Kräfte der heimischen Industrie
zuzuführen.
Die Zahl der aufgenommenen Schüler beträgt 59, darunter 8 weib-
lichen Geschlechtes. Die bei weitem grüsstc Zahl von Schülern gehört
dem Kammerbezirke (Wien) an. Es war auch kaum anders zu erwarten,
als dass im ersten Jahre Wien das grüsste Contingent der Zöglinge
stellen werde. Eine grössere Betheiligung den Kronländer ist erst vom
Beginne des nächsten Schuljahres zu gewärtigen.