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60 Nummern beträgt, befinden sich gegenwärtig im Antiquarium des
Berliner Museums und werden dort mit Bereitwilligkeit gezeigt. Dem
grossen Pnblicum sind sie allerdings noch nicht zugänglich und werden
es auch insolange nicht sein, als bis die Schaukästen vollendet und die
daran haftende Rechtsfrage ausser Zweifel gesetzt sein wird.
Die Theilnahme, welche diesen Silbergefassen geschenkt wird, ist
eine vollkommen berechtigte; sie werden vielleicht von wenigen Werken
in ihrer Art erreicht, kaum von Einem übertroffen. Die deutsche Ge-
lehrtenwelt hat sich dieses kostbaren Fundes bereits bemächtigt; eine
Reihe von Berichten, von Wieseler, Schöne, Unger u. s. f. abgefasst, sind
in den Händen von Gelehrten, und noch lange ist der Kreis der Unter-
suchungen nicht abgeschlossen, die sich auf diese Denkmäler beziehen.
Gleich nach dem Funde wurden in Hildesheim durch den Bildhauer
Küsthardt Gypsabgüsse gemacht. Durch diese Abgüsse, die sich auch
in Oesterreich, z. B. im Oesterreichischen Museum u. s. w. befinden, ist
die Popularität dieses Fundes gestiegen und die Kenntniss dieser Denk-
mäler in Kreise gedrungen, denen sie sonst gänzlich verschlossen geblieben
wären. Allerdings genügen diese Gypsabgüsse nicht vollständig, zumal
sie in gewisser Beziehung in Eile gemacht werden mussten. Bevor alle
Vorfragen über das Zusammengehören der einzelnen Fragmente, Henkel,
Fussgeetelle, gehörig untersucht und festgestellt sind, werden vollständig
genügende Reproductionen nicht an das Tageslicht treten können. Aber
die vorhandenen Gypsabgiisse haben hingereieht, um auch in kunst-
industriellen Kreisen für diese Monumente Interesse zu wecken und zu
Nachbildungen in der verschiedensten Art anzuregen. Denn das war Jedem
klar, dass diese Gefasse aus der besten Zeit der antiken Gefasstechnik
auch den heutigen Bedürfnissen vielfach genügen, zu den mannichfnltigsten
Zwecken verwendet werden und als Vorbilder einer geist- und geschmack-
vollen Gefassbildnerei dienen können. Sie zeigen deutlich die hohe Be-
gabung der antiken Modelleure und Metalltechniker; es ist in denselben
keine Spur jener Ausartung in der Gefasstechnik, die man in der späteren
Renaissancezeit findet; es ist darin nichts von der stilistischen Trocken-
heit zu tinden, mit der viele moderne Geiiisse im antiken Stile auftreten,
welche mehr wie architektonisch construirte Probleme, als wie lebendig
gedachte und fein empfundene Gefasse erscheinen.
In Berlin beschäftigt sich vorzugweisc der Bronzegiesser Bellair
mit Nachbildungen dieser Hildesheimer Gefasse, und die Stollberg'sche
Eisengiesserei zu Ilsenhurg am Harze liefert bereits seit langer Zeit Copien
dieser Gefasse. Die Ilsenburger Eisengiesserei benützt die Hildesheimer
Gypsgüsse; Herr Bellair in Berlin ist in der Lage, Original und Copien
jeden Augenblick genau vergleichen zu können. Auch in Süddeutschland
beschäftigt man sich mit Copien nach denselben, und wie es heisst, unter-
nimmt auch die Firma. Christofle in Paris Reproductionen der l-lildesheimer