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del und Gewerbe geworden ist, und obwohl das Porträtfach auf der heu-
rigen Ausstellung nicht mehr dominirend hervortrat - oder aber vielleicht
eben deswegen, hat nach dem theoretischen Sieg von 1855 die Pho-
tographie im Jahre 186-7 einen eclatant praktischen Sieg
errungen. .
Es ist hier nicht am Platze, über die allgemeinen Erfolge zu berichten,
und es soll daher in diesen Zeilen, mit Umgehung dessen, was in der
Landschafts- und Porträt-Photographie und in der Anwendung der Pho-
tographie für wissenschaftliche und technische Zwecke geboten wurde,
nur das besprochen werden, was speciell für das k. k. österr. Museum
von Interesse ist, und zwar jene zur Anschauung gebrachten Werke
der Photographie, die Bezug auf Kunst und Kunstindustrie haben.
Die Leistungen, die in dieser Richtung vorgeführt wurden, theilen
sich wesentlich in zwei Theile:
1. Bilder, deren Vervielfältigung auf gewöhnlichem photographischen
Wege, d. h. mittelst Gold- und Silberpräparaten und Liehtdruck
bewerkstelligt wird.
2. Bilder, deren Negativ zwar ebenfalls wie bei den Ohigen auf
photographischem Wege erzeugt wird, die aber sodann auf Metall
oder Stein übertragen und mittelst Presse und Druekerfarbe ver- .
vielfaltigt werden.
Im Ganzen und Grossen lässt sich über diese zwei Richtungen Fol-
gendes sagen: Die auf rein photographischem Wege erzeugten Bilder
haben in den Händen fachkundiger, denkender Photographen eine ganz
ansserordentliche Vollendung erreicht, und eine Steigerung dieses günsti-
gen Resultates ist kaum mehr zu erwarten; vereinfacht kann wohl mit der
Zeit die photographische Procedur überhaupt noch werden - aber es lässt
sich nicht annehmen, dass noch Besseres und Vollkommeneres geleistet
werden soll, als uns hier von einzelnen hervorragenden photographischen
Ateliers geboten wird. '
Der zweite Weg verdient unsere volle Berücksichtigung und Auf-
merksamkeit um so mehr, als das Ziel, nach welchem gestreht wird, noch
nicht erreicht ist. Geist und Fleiss haben noch ein weites Feld, und so
interessant auch die Erfolge erscheinen, die man bisher erhalten hat, so
wichtig die Bestrebungen: das photographische Bild auf eine andere,
schnellere und billigere Weise zu vervielfältigen auch sind; bis jetzt ist
es eben nur das Streben, welchem wir unsere Anerkennung zuwenden
können, das Resultat selbst steht an Schönheit, an Weichheit der Töne,
mitunter auch an der zu erreichenden Bildgrösse} den auf photographi-
schem Wege erzielten Abzügen weit nach; dennoch wird sich aus diesen
verschiedenen Verfahren bereits jetzt manches zur praktischen Anwendung
eignen. Wir wollen die Ausstellung selber in Betracht ziehen.